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In dieser Frage geht es um die technische Bedeutung des Wortes "durchschleifen". Es herrscht aber offenbar keine Einigkeit darüber, wie das Partizip Perfekt dazu lautet.

Beispiele aus DWDS:

Da der Druckerport zum Einlesen dient, kann nicht gleichzeitig gedruckt werden, auch wenn der Drucker durchgeschliffen ist. (c't, 1994, Nr. 11)

Im Rahmen der letzten Sozialversicherungsdebatten des scheidenden Bundestages wurde der Mutterschutz als eine der Fransen des zerfledderten Sozialpakets gewissermaßen nebenbei mit durchgeschleift. (Die Zeit, 16.07.1965, Nr. 29)

Heute im Netz:

Das HDMI-Signal wird dabei durchgeschliffen. (Heise.de

Meiner Einschätzung nach taugt durchgeschliffen nur im Kontext einer Schleifmaschine, für den technischen Ausdruck müsste es durchgeschleift heißen. Dazu müsste man aber nachweisen, dass das das technische durchschleifen analog zu hinter sich her ziehen konjugiert wird. Geht das?

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  • 1
    Siehe auch: german.stackexchange.com/questions/28792/…
    – tofro
    Commented Oct 17, 2016 at 10:18
  • 3
    das starke Verb (schleifen, schliff, geschliffen) wirkt hier unangebracht, es sei denn, dass das HDMI-Signal tatsächlich verändert wird. Geschleift wäre richtiger, da das Signal wohl wirklich nur weitergerecht wird. Wobei ich zuerst die Assoziation mit des Schleifens einer Festung hatte (was irritierender Weise wiederum das schwache Verb verlangt)
    – Chieron
    Commented Oct 17, 2016 at 10:22

2 Answers 2

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Meiner Ansicht nach kommt die Begrifflichkeit weder vom Schleifstein (also "schärfen") noch vom "Säcke hinter sich herschleifen", sondern am ehesten noch von der Schleife (im Haar).

Eine Schleife ist hier gleichzusetzen mit der Richtung "rein-durch-raus" und das ist genau das, was mit der Variable oder dem Kabel passiert. Die "Schleife" als Programmschleife ist dem Programmierer ja auch nicht ganz fremd und ein elektrisches Signal kann auch ohne Weiteres in einer Schleife laufen (siehe Erdschleife).

Meiner Ansicht nach ist das eine seltene Verb-Neubildung aus einem Substantiv. Natürlich sagt die Herkunft noch überhaupt nichts darüber aus, wie das Partizip gebildet werden muss, da aber alle "neuen" Verben grundsätzlich schwache Verben sind, wird das hier wohl auch so sein.

Damit

eine Variable wird durchgeschleift

ein Signal wurde durchgeschleift

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Beide Formen sind prinzipiell möglich. Die Vorsilbe »durch« ist dabei unerheblich. Das Verb »schleifen« kann sowohl zu »geschliffen« als auch zu »geschleift« werden:

Ich habe das Messer geschliffen.
Ich habe den Sack mit den Paketen zu Post geschleift.

Das gibt es auch bei anderen Verben, z.B. »saugen«:

Ich habe Staub gesaugt.
Das Baby hat an der Mutterbrust Milch gesogen.

In den genannten Beispielen tragen die unterschiedlichen Formen unterschiedliche Bedeutungen, das muss aber nicht sein. Im folgenden Beispiel bedeuten beide Sätze genau dasselbe, hier handelt es sich aber um regionale Unterscheide (»winken«):

Sonja hat aus dem Fenster gewinkt.
Sonja hat aus dem Fenster gewunken.

Im konkreten Fall (durchschleifen) liegt ein Bedeutungsunterschied vor:

Markus hat beim Schliefen des dünnen Glases ein Loch hinein gemacht. Es hat das Glas durchgeschliffen.
Helmut wollte nicht um die Pfütze herum gehen. Er hat den Sack einfach durchgeschleift.

In der von dir verwendeten Bedeutung (ein elektrisches Signal unverändert durch ein Bauteil leiten) gehe ich davon aus, dass es nicht von der durch Reibung bewerkstelligten Bearbeitung harter Werkstücke abstammt, sondern davon, dass A durch B durchgezogen wird, wobei A an B reibt. Ich denke, das der Begriff daher kommt, dass man (zumindest der Idee nach) einen Draht durch ein Bauteil durchzieht, was zwangsweise dazu führt, dass der gezogene Draht bei seiner Bewegung durch das Innere des Bauteils am Bauteil reibt.

Insofern halte ich

Das HDMI-Signal wird dabei durchgeschliffen.

für falsch, während ich

Das HDMI-Signal wird dabei durchgeschleift.

für richtig halte.

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