Grammatiknazi ist die beste Übersetzung, wenn man nahe am Original bleiben will.
Einerseits versteht man in Deutschland unter einem Nazi das gleiche wie in englischsprachigen Ländern, andererseits werden Metaphern und Übertreibungen hier nach den selben Regeln gebildet wie dort.
Die politische Erregbarkeit ist wohl bei diesem Thema etwas höher, so dass man hier vielleicht vorsichtiger ist, jemanden derart zu bezeichnen - es wäre ein peinlicher Faux Pas einen Überlebenden des Holocaust so zu benennen, einen Angehörigen oder ein Mitglied einer Opfergruppe.
Eine Beobachtung in freier Natur bestätigt mich darin, dass das Wort durchaus verwendet wird, allerdings ist der Autor Österreicher.
Soeben wurde auch auf 3sat in der Sendung "Shakespears letzte Runde" von einem Darsteller eine andere Person als XY-Nazi bezeichnet, wobei ich bei der Suche nach diesem Beitrag vergessen habe, was XY konkret war, jedenfalls war es eine an sich ähnlich unverfängliche Sache wie Grammatik.
Die vielen Downvotes bestätigen leider die Befürchtung, dass viele Deutsche glauben, man dürfte als Deutscher oder in Deutschland nicht den leisesten Anflug intellektueller Distanz zum Thema zeigen, sondern müsse in jedem Fall vorab eine unmissverständliche Distanzierung zeigen, selbst wenn man andere zitiert, selbst wenn man fiktive Gestalten
auf die Bühne bringt, die nun mal so reden wie im richtigen Leben oder eben auch ganz anders.
Die Sprache ist da agnostisch, und Menschen die diese ängstlichen Distanzierungsrituale verweigern oder vielleicht auch nicht kennen gibt es nun mal, und je länger die Vergangenheit her ist, desto mehr werden es.
Wer das als Aufforderung missverstehen will einen Schlussstrich zu ziehen, der hat es nicht verstanden. Wie gut Antifaschismus qua Dressur funktioniert kann man m.E. z.Zt. fast täglich in den Nachrichten lesen.