Smart-Home-Alarmanlage von Egardia mit App im Test
Pro und Contra
  • laute Sirene
  • vorkonfigurierte Komponenten
  • viele Sensoren erhältlich
  • Registrierungszwang inkl. Lastschrift
  • App und Konfiguration nicht zeitgemäß
  • 3.0

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Der holländische Hersteller Egardia macht vieles anders als seine Konkurrenten Abus, Gigaset oder Bosch: Während dort die App das zentrale Element zur Einrichtung und Steuerung ist, ist sie bei Egardia eher Beiwerk.

Die Egardia-Alarmanlage kommt in Form eines Startersets zu uns. Enthalten sind die eigentliche Alarmzentrale mit Pufferakku bei Stromausfällen, Netzteil, integrierter Sirene und Netzwerkanschluss, zwei Bewegungsmelder, ein Magnetkontakt, eine Fernsteuerung für den Schlüsselbund und eine Zifferntastatur.

Wie bei der Konkurrenz sind sämtliche Bestandteile batteriebetrieben und kommunizieren per Funk mit der Zentrale. Die Komponenten sind bei Auslieferung bereits konfiguriert und gekoppelt, sodass der Nutzer sie im Gegensatz zu den meisten anderen Systemen ohne weitere Einrichtung in Betrieb nehmen kann.

Das Starter-Kit ist vor allem im derzeitigen Bundle mit Philips Hue vergleichsweise günstig, dafür kommt man um ein kostenpflichtiges Abo-Modell in der Praxis kaum herum. Der Hersteller nennt das „Egardia Sicherheitsdienst“ und verlangt dafür knapp 9 Euro im Monat, mit einem echten Sicherheitsdienst, der im Benachrichtigungsfall vorbeikommt, hat das allerdings nichts zu tun: Abonnenten werden beispielsweise informiert, wenn es Probleme mit der Alarmzentrale wie leere Batterien oder einen Stromausfall gibt, es gibt Anrufe, SMS und E-Mail im Alarmfall für mehrere Nutzer und diverse andere Cloud-Dienste, die andere Hersteller kostenlos anbieten. Letztlich ist die Alarmanlage in einer gewissen Weise so querfinanziert. Das Starterset kostet aktuell gut 250 Euro, im Bundle befindet sich ein Hue-Starterkit mit Bridge und zwei E27-Farbleuchten.

Im Vergleich zu den Produkten von Gigaset oder Bosch sind die Sensoren und Bestandteile der Egardia-Alarmanlage, naja, „funktional“. Vor allem der Magnetkontakt für Türen und Fenster, aber auch die Fernbedienung für den Schlüsselanhänger sind vergleichsweise groß, wirken plastiklastig und etwas altbacken.

Das ändert aber nichts daran, dass die Komponenten durchdacht sind. Die Alarmzentrale selbst kommt in einem eher schlichten Gehäuse, aber mit einigen klugen Kniffen: So hat beispielsweise der Holstecker des Netzteils eine Art Bajonettverschluss, damit das Kabel nicht herausfallen kann, und unter einer kleinen Kunststoffabdeckung versteckt sich ein Schiebeschalter, mit dem man die Pufferbatterie aktiviert, die die Alarmzentrale im Falle eines Stromausfalls noch mehrere Stunden mit Energie versorgt. Vergisst man es, den Schalter umzulegen, kommt einige Stunden nach der Ersteinrichtung eine Erinnerung per E-Mail.

Wie bei den anderen Herstellern ist alles an Kabeln, Haltern und Adaptern, was für die Inbetriebnahme nötig ist, im Lieferumfang enthalten – darunter diverse Klebepads für die Sensoren, ein Netzwerkkabel für die Zentrale und sogar Alarm-Aufkleber für die Fenster.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Systemen hat Egardia die unfassbar laute Alarmsirene direkt in die Alarmzentrale integriert. Das hat Vor- und Nachteile: Zum einen möchte man einen Einbrecher mit einer akustischen Vorwarnung ja vielleicht nicht zur Alarmzentrale locken, bevor sie ausgelöst hat. Und zum anderen ist die Alarmsirene in dieser Konfiguration da, wo man eine freie Netzwerkdose hat; WLAN gibt es nämlich nicht. Das mag in manchen Wohnungen der sinnvolle Eingangsbereich oder das Wohnzimmer sein, in anderen aber auch der Keller. Da nützt weder die laute Sirene viel, noch dürfte es sich positiv auf die Erreichbarkeit der Sensoren per Funk ausüben. Im Gegenzug benötigt man aber keine zusätzlichen Geräte, muss sich nicht noch um weitere Batterien und deren Austausch kümmern und so weiter. Und wer möchte, bekommt weitere Sirenen für drinnen und draußen als Zubehör.

Ein Display oder ähnliches gibt es nicht – lediglich zwei mehrfarbige Status-LEDs, die über den aktuellen Betriebszustand der Anlage hinweisen.

Ohne Cloud-Anbindung, Registrierung beim Hersteller und sogar die Erteilung einer Lastschrift für die monatliche Gebühr lässt sich die Anlage nicht in Betrieb nehmen. Das sorgt zumindest bei der Erstkonfiguration für ein schlechtes Gefühl, zumal die Konfiguration nicht sonderlich zeitgemäß ist – mehr dazu im Abschnitt „App“.

Neben den bereits erwähnten Standard-Komponenten Magnetkontakt und Bewegungsmelder gibt es eine ganze Reihe weiterer Sensoren und Aktoren, die zur Egardia-Alarmanlage kompatibel sind. Dazu gehören ein Rauchmelder, eine Innensirene ohne und eine Außensirene mit Blitzlicht, ein akustischer Glasbruchmelder und ein Feuchtigkeitssensor.

Außergewöhnlich für Smarthome-Alarmanlagen, aber Standard bei „normalen“ Einbruchwarnsystemen ist die Zifferntastatur zum Schärfen und Entschärfen per Codeeingabe, die sich ohne Verkabelung in der Nähe der Eingangstür anbringen lässt. Eine ist im Starterkit bereits erhalten, weitere kosten 45 Euro.

Außerdem bietet der Hersteller noch Überwachungskameras sowie Smart-Home-Komponenten an, konkret: das sogenannte „clevere Thermostat“ zur Nachrüstung an der Heizung und den „pfiffigen Stecker“, mit dem sich Verbraucher wie eine Stehlampe als Zwischenstecker schalten lassen.

Zusatzfunktionen haben die Sensoren nicht, wie wir es zum Beispiel von Gigaset oder Somfy her kennen. Der Tür- und Fensterkontakt von Gigaset beispielsweise erkennt schon Schläge und Rütteln und kann Alarm schon auslösen, bevor die Luke offen ist, und der Sensor von Somfy sucht beim Öffnen der Tür, ob der Schlüsselanhänger zum Entschärfen in Reichweite ist. Wenn ja, entschärft sich die Alarmanlage ganz komfortabel automatisch.

Die meisten anderen Systeme, die wir bislang getestet haben, basieren quasi auf ihrer App. Bei Gigaset , Bosch und Abus ist die Installation der Android- oder iOS-Software der erste Schritt, und mehr oder weniger gut gemachte Assistenten erklären den Nutzer, was er zu tun hat – wo und wie die Sensoren zu montieren sind, was es dabei zu beachten gibt und so weiter. Dabei erfährt man wichtige Informationen, etwa, dass PIR-Bewegungsmelder weder Richtung Fenster zeigen sollten noch über Wärmequellen wie Heizkörpern sinnvoll aufgehoben sind.

Mit dieser Erwartung sind wir auch bei Egardia an die Sache herangegangen. Das tut der Laune aber nicht gut. Nach einem kurzen Einführungswizard soll man sich einloggen – und es geht schon damit los, dass eine neue Nutzerregistrierung in der App weder möglich ist, noch es einen Hinweis darauf gibt geschweige denn einen Link, wo man die Registrierung ansonsten durchführen kann.

Letztlich klappt es dann mit einigem Geholper über die Webseite des Herstellers. Es holpert deswegen, weil bei der Registrierung beispielsweise Passwort-Manager an ihre Grenzen kommen, weil die Webseite nicht für Smartphones optimiert ist, weil die Captcha-Abfrage in mehreren Fällen komplett unlesbar war und das erneute Anfordern eines Bildes nicht möglich ist. Weil man zur Einrichtung einen Code auf der Rückseite der Alarmzentrale von einem Aufkleber abtippt statt komfortabel einen QR-Code einscannt, weil der Hersteller unglaublich viele Daten haben will und weil es, obwohl auch von einer kostenlosen Variante gesprochen wird, schlicht nicht möglich ist, die Anlage ohne Eingabe von Kontodaten und Erteilen der Lastschriftermächtigung in Betrieb zu nehmen. Kurz und knapp, alles keine großen Probleme, aber in der Summe einfach viel zu viele Kleinigkeiten, die einem den Spaß an etwas Neuem nehmen und die im Vergleich zu den anderen Systemen im Test so ein bisschen wie aus dem letzten Jahrtausend wirken.

Ist die Anlage dann verbunden und die App konfiguriert, kommt die nächste Enttäuschung: In der App kann man nichts machen. Stimmt nicht ganz, es gibt die Einstellungen für Scharf, Unscharf und Scharf mit Anwesenheit, aber man kann weder Einstellungen wie Verzögerungszeiten beim Aktivieren und Deaktivieren festlegen noch Komponenten anlernen oder neue Nutzer hinzufügen. All das klappt nur über das Webinterface, das immer noch nicht für mobile Browser optimiert ist.

Für eine gewisse Zielgruppe ist es eine gute Nachricht, dass der Hersteller eine durchaus brauchbare, gedruckte Anleitung beilegt und die Komponenten bereits vorkonfiguriert sind – uns sind die Umsetzungen der Konkurrenz aber viel lieber. Bosch beispielsweise beweist mit seiner Smart Home Alarmanlage (Testbericht) , dass Cloud-Dienste sogar ohne Registrierungszwang möglich und hervorragend umsetzbar sind.

Standardmäßig gibt es eine Scharfschalte- und Auslöseverzögerung von 20 Sekunden, damit man nach dem Schärfen noch die Wohnung oder das Haus verlassen kann und beim Öffnen der Tür genügend Zeit zum Eintippen des Codes oder zum Entschärfen per App hat. Beides ist ein Verstoß gegen die Grundregel der Zwangsläufigkeit, die bei professionellen Alarmanlagen zum guten Ton gehört. Wie man so ein System konfigurieren sollte und warum die Polizei von selbst eingebauten Smart-Home-Alarmsystemen abrät, haben wir in einem Ratgeber zusammengefasst: Smart-Home-Alarmanlagen selbst planen und einbauen

Wie bei allen Alarmanlagen muss man sich vorher überlegen, was im Alarmfall passieren soll. Bei professionellen Systemen übernimmt eine Sicherheitszentrale den Auftrag, prüft den Alarm auf Plausibilität und schickt eine Streife zum Objekt, die dann gegebenenfalls die Polizei informiert. Die Anlage selbst bei der Polizei anrufen zu lassen, ist nicht zulässig und kann im Fall eines Fehlalarms auch teuer werden.

Man braucht also Nachbarn, Freunde und Bekannte, die im Alarmfall informiert werden, und sollte genau planen, was dann passiert. Um niemanden zu gefährden, bieten sich WLAN-Kameras (Vergleichstest) an, mit denen man aus sicherer Entfernung einen Blick ins Haus werfen kann.

Wenn Sensoren „verschwinden“, bekommt das das System aber auch nicht mit. Es gibt im Gegensatz zu den meisten Konkurrenzprodukten weder Saboteagekontakte noch Bewegungsmelder in den Sensoren, so bemerkt man ihr verschwinden nicht. Testweise haben wir beim Magnetkontakt nach einiger Zeit den Plastikstreifen, der beim Transport die Batterie isoliert, wieder reingesteckt – die Alarmanlage hat erst nach 24 Stunden per E-Mail darüber informiert, dass hier eventuell etwas nicht stimmt.

In der Praxis stellt sich aber immer die Frage, wie relevant das wirklich ist. Wer kein besonderes lohnenswertes Ziel ist, wird eher Opfer von Banden- oder Beschaffungskriminalität als von geplanten Einbrüchen. In dem Fall kommen die bösen Buben eher mit Kuhfuß und Schraubendrehern als mit dem Laptop, und dann helfen auch „einfachere“ Alarmanlagen. Respektive: Sie werden zumindest auslösen.

Die Anbindung anderer Systeme ist in Teilen möglich. Philips Hue und Conrad Connect unterstützt die Alarmanlage von Egardia nativ, für die Anbindung an Conrad Connect ist aber das kostenpflichtige Abo nötig. Bastler können den Status der Sensoren beispielsweise über RFLink Gateway abfragen und mit anderen Smart-Home-Systemen wie ioBroker kombinieren.

Unabhängig davon bietet Egardia derzeit mit einem Zwischenstecker und einem Heizungsthermostat auch eine simple Möglichkeit, Haustechnik zu steuern.

Leider hat es Egardia mit seinem grundsätzlich guten System nicht geschafft, einen guten Gesamteindruck zu hinterlassen. Viele positive Nutzererfahrungen und der regelmäßige Hinweis auf den guten Support zeigen, dass der Hersteller offensichtlich nicht alles falsch macht.

Nach dem Test der Systeme von Bosch oder Abus beispielsweise kann uns Egardia aber einfach nicht überzeugen. Die Einrichtung per Webbrowser ist fummelig, das Monatsabo nervig und viele andere Kleinigkeiten führen dazu, dass wir die Alternativen vorziehen würden.

In den vergangenen Monaten haben wir auch folgende Alarmanlagen getestet:

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