𝐖𝐚𝐫𝐮𝐦 𝐛𝐞𝐢 𝐮𝐧𝐬 𝐤𝐞𝐢𝐧𝐞 "𝐉𝐮𝐧𝐤𝐢𝐞𝐬" 𝐚𝐫𝐛𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧 ... Unsere Stellungnahme zu aktuellen Medienberichten über HEYHO. Kein Mensch ist Müll. Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
“Junkies” - EINE STELLUNGNAHME: Wir haben im Vorfeld der Veröffentlichung darum gebeten, es so nicht zu schreiben… Wir können die vielen Medienberichte der letzten Woche nicht unkommentiert lassen. Denn Sprache ist Macht und prägt unser Miteinander. Und ein gutes Miteinander zu prägen ist das, wofür HEYHO antritt. Der Hintergrund: Wir hatten dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH zu Besuch. Letzte Woche wurde der daraus resultierende Artikel u.a. von Tagesschau, ZEIT ONLINE, stern, Norddeutscher Rundfunk, utopia.de, Handelsblatt, Hamburger Abendblatt, Welt verbreitet. Leider wurden im Bericht Begriffe wie “Junkie” verwendet. Begriffe, die Vorurteile schüren, statt sie abzubauen. Wir haben im Vorfeld der Veröffentlichung darum gebeten, diese Begriffe nicht zu verwenden und diese Bitte auch inhaltlich begründet. Dennoch lautet die Überschrift: “Müsliproduzent stellt Ex-Junkies ein und will Vorbild sein”. WARUM WIR DAS WORT “JUNKIE” NICHT VERWENDEN Ursprünglich entstand das Wort in den USA, als zahlreiche Menschen vom Schmerz- und Hustenmittel Heroin abhängig wurden. Den steigenden Konsum finanzierten sie mit dem Verkauf von Altmetall. So wurde vom englischen Wort “junk” (= Abfall) “Junkies” abgeleitet. SPRACHE IST MACHT Wenn wir Wörter wie “Junkie” verwenden, reproduzieren wir damit negative Bedeutungen und verstärken Vorurteile. Menschen mit Suchterkrankungen werden dann in eine Schublade gepackt und mit “Müll” assoziiert. Aber: Kein Mensch ist Müll. Wir versehen Menschen nicht mit einem Etikett, nur weil sie eine Erkrankung oder bestimmte Vergangenheit haben. Durch Schubladendenken und Pauschalisieren von Menschen mit Suchterkrankung wird das Suchtproblem gesellschaftlich verstärkt. Hinter Stereotypen wie “Junkie” stecken Menschen mit diversen Fähigkeiten, Interessen und Eigenschaften. Das Image, das wir durch Begriffe wie “Junkie” aufbauen, ignoriert aber den individuellen Menschen und legt den Fokus auf einen vermeintlich dreckigen, unreinen Menschen (junk = Müll). Statt Menschen mit Suchterkrankungen abzustempeln und an den Rand der Gesellschaft zu drängen, müssen wir uns auf Lösungsansätze fokussieren, um Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Sucht ist eine Krankheit. Und diese sollte auch so benannt werden. Denn Sprache ist mächtig und formt unsere Gedanken und letztlich auch die Art, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen. Statt “Junkie” verwenden wir daher Begriffe wie “Mensch mit Suchterkrankung”. Wir sehen die aktuelle Berichterstattung deswegen trotzdem als Chance, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und achtsamer gegenüber Begriffen zu werden, die Menschen abwerten. Wir laden alle Journalist*innen ein uns in der Haferrösterei zu besuchen und einen tieferen Einblick in unsere Arbeit zu bekommen.