Was ist Scrum?
Scrum ist ein agiles Rahmenwerk für die Entwicklung und das Management von Produkten, insbesondere für komplexe Softwareprojekte. Es wurde entwickelt, um die Flexibilität, Zusammenarbeit und Effizienz in Teams zu verbessern, indem es iterative und inkrementelle Arbeitsweisen fördert. Der Begriff „Scrum“ stammt aus dem Rugby-Sport, wo er das gemeinschaftliche und koordinierte Vorgehen der Spieler symbolisiert.
Das Scrum-Framework besteht aus festen Rollen, Veranstaltungen und Artefakten. Die Hauptakteure bei der Methode sind der Product Owner, der Scrum Master und das Entwicklungsteam. Gemeinsam arbeiten sie in kurzen Zeitabschnitten, sogenannten Sprints, um kontinuierlich funktionsfähige Produktinkremente zu liefern.
Ursprung von Scrum
Die Scrum-Methode wurde in den 1990er Jahren von Ken Schwaber und Jeff Sutherland entwickelt. Die beiden veröffentlichten 1995 das erste Scrum-Papier und legten damit den Grundstein für das heute weit verbreitete Framework. Scrum hat sich seitdem zu einem der beliebtesten agilen Ansätze für die Softwareentwicklung und darüber hinaus entwickelt.
Vorteile von Scrum
Scrum-Rollen im Detail
Das Scrum-Framework definiert drei zentrale Rollen, die eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung agiler Entwicklung spielen. Jede Rolle hat ihre spezifischen Verantwortlichkeiten und trägt dazu bei, die Effektivität und Zusammenarbeit im Team sicherzustellen.
Product Owner:
Der Product Owner ist die zentrale Figur im Scrum-Team und repräsentiert die Interessen der Stakeholder. Diese Rolle ist für die Definition der Produktziele, die Priorisierung von Aufgaben und die Kommunikation mit dem Entwicklungsteam verantwortlich. Der Product Owner fungiert als Bindeglied zwischen den Kunden und dem Team, um sicherzustellen, dass die entwickelten Funktionen den Kundenanforderungen entsprechen. Es ist seine Aufgabe, den Produkt-Backlog zu pflegen, Prioritäten festzulegen und klare Anforderungen für jedes Sprintziel bereitzustellen.
Scrum Master:
Der Scrum Master ist kein traditioneller Projektleiter, sondern ein Servant-Leader, der das Team dabei unterstützt, das Scrum-Framework effektiv zu nutzen. Diese Rolle fördert die Selbstorganisation des Teams, entfernt Hindernisse und sorgt für einen reibungslosen Ablauf der Scrum-Events. Der Scrum Master ist auch dafür verantwortlich, dass die Prinzipien der Methode eingehalten werden und unterstützt das Team bei der kontinuierlichen Verbesserung seiner Prozesse. Die Schaffung eines positiven und produktiven Umfelds für das Team steht im Mittelpunkt der Aufgaben des Scrum Masters.
Entwicklungsteam:
Das Entwicklungsteam besteht aus den Fachleuten, die direkt am Produktentwicklungsprozess beteiligt sind. Es ist selbstorganisiert, interdisziplinär und verantwortlich für die Umsetzung der im Sprint-Backlog festgelegten Aufgaben. Ein zentrales Merkmal des Entwicklungsteams ist, dass es alle notwendigen Fähigkeiten besitzt, um ein inkrementelles Produkt zu liefern. Das Team trifft gemeinsam Entscheidungen und arbeitet eng zusammen, um während jedes Sprints ein funktionsfähiges Produktinkrement zu erstellen. Es hat die Freiheit, selbst zu organisieren und die besten Wege zu finden, um die gestellten Anforderungen zu erfüllen.
Wie verläuft der Scrum-Prozess?
Der Scrum-Prozess folgt einem klaren Rahmen, der darauf abzielt, Flexibilität, Transparenz und kontinuierliche Verbesserung in der Produktentwicklung zu fördern. Der Prozess gliedert sich in verschiedene Phasen und beinhaltet wiederkehrende Ereignisse, die die Zusammenarbeit im Team erleichtern.
Product Backlog erstellen:
Der Prozess beginnt mit der Erstellung des Product Backlogs durch den Product Owner. Dies ist eine priorisierte Liste von Funktionen, Verbesserungen und Änderungen, die am Produkt vorgenommen werden sollen. Das Backlog dient als zentrale Referenz für das Team, um zu verstehen, welche Aufgaben als nächstes angegangen werden sollen.
Sprint-Planung:
Am Anfang eines jeden Sprints findet die Sprint-Planung statt. Hier trifft sich das gesamte Scrum-Team, um die vom Product Owner priorisierten Elemente aus dem Product Backlog auszuwählen, die während des nächsten Sprints umgesetzt werden sollen. Das Entwicklungsteam schätzt den Arbeitsaufwand für jede Aufgabe, und es wird ein Sprint-Ziel festgelegt. Das Ergebnis dieser Planung ist der Sprint-Backlog.
Sprint:
Der Sprint ist ein fest definierter Zeitrahmen, in dem das Entwicklungsteam daran arbeitet, die im Sprint-Backlog festgelegten Aufgaben abzuschließen. Typischerweise dauert ein Sprint zwei bis vier Wochen. Während des Sprints hält das Team tägliche kurze Besprechungen, sogenannte Daily Scrums, um den Fortschritt zu besprechen und Hindernisse zu identifizieren.
Sprint Review:
Am Ende eines Sprints findet das Sprint Review-Meeting statt. Das Entwicklungsteam präsentiert die fertigen Funktionen dem Product Owner und anderen Stakeholdern. Der Product Owner überprüft die Ergebnisse und gibt Feedback. Es können auch Anpassungen am Product Backlog vorgenommen werden, basierend auf den neuen Erkenntnissen.
Sprint-Retrospektive:
Direkt im Anschluss an das Sprint Review trifft sich das Team zur Sprint-Retrospektive. Hier reflektiert das Team über den abgeschlossenen Sprint und diskutiert, was gut lief, was verbessert werden kann und welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden können, um den Prozess zu optimieren.
Der Zyklus beginnt dann von vorne, wobei der Product Owner das Product Backlog aktualisiert und ein neuer Sprint mit einer erneuten Sprint-Planung beginnt. Der kontinuierliche Austausch zwischen den Scrum-Events fördert die Anpassungsfähigkeit des Teams und gewährleistet, dass das Endprodukt den sich ständig ändernden Anforderungen und Kundenbedürfnissen entspricht. Durch diese iterative Vorgehensweise erreicht die Methode eine hohe Flexibilität und Effizienz in der Produktentwicklung.
Die 3 Artefakte in Scrum
Scrum-Artefakte sind essentielle Dokumente und Werkzeuge, die im Rahmen des Scrum-Frameworks verwendet werden, um die Arbeit zu organisieren, den Fortschritt zu verfolgen und die Kommunikation im Team zu unterstützen. Die drei zentralen Scrum-Artefakte sind das Product Backlog, der Sprint Backlog und das Inkrement.
Product Backlog:
Das Product Backlog ist eine dynamische und priorisierte Liste aller Funktionen, Verbesserungen und Änderungen, die am Produkt vorgenommen werden sollen. Der Product Owner ist für die Pflege und Aktualisierung des Product Backlogs verantwortlich. Elemente im Backlog sind nach ihrer Wichtigkeit geordnet, und neue Anforderungen können jederzeit hinzugefügt werden. Das Backlog dient als Orientierung für das Entwicklungsteam, um die nächsten Schritte zu planen und die Sprints zu gestalten.
Sprint Backlog:
Der Sprint Backlog wird während der Sprint-Planung erstellt und enthält die aus dem Product Backlog ausgewählten Aufgaben für den aktuellen Sprint. Es ist eine detaillierte Liste von Aufgaben, die vom Entwicklungsteam während des Sprints abgearbeitet werden sollen. Der Sprint Backlog enthält auch die Schätzungen des Arbeitsaufwands für jede Aufgabe. Durch die Arbeit am Sprint Backlog während des Sprints strebt das Team an, ein funktionsfähiges Inkrement des Produkts zu erstellen.
Inkrement:
Das Inkrement ist das Ergebnis eines jeden Sprints und stellt das potenziell auslieferbare Produkt dar. Es enthält alle abgeschlossenen Aufgaben und entspricht den Definitionen der abgeschlossenen Arbeit. Jeder Sprint zielt darauf ab, ein Inkrement zu produzieren, das sowohl funktionsfähig als auch potenziell bereit für die Auslieferung ist. Die regelmäßige Erstellung von Inkrementen ermöglicht eine schnelle Anpassung an sich ändernde Anforderungen und bietet die Möglichkeit, das Produkt nach jedem Sprint zu verbessern.
Diese Scrum-Artefakte dienen als gemeinsame Referenzpunkte für das gesamte Team und schaffen Transparenz über die Produktentwicklung. Sie fördern die Zusammenarbeit und helfen dabei, die Ziele zu verstehen, den Fortschritt zu überwachen und die Arbeit auf die wichtigsten Anforderungen zu fokussieren.
Die vier Ereignisse in Scrum
Die vier Ereignisse in Scrum, auch als Scrum-Events bekannt, sind fest definierte Zeitabschnitte im Scrum-Framework, die dazu dienen, die Zusammenarbeit im Team zu strukturieren und eine effiziente Produktentwicklung zu ermöglichen.
Sprint-Planung (Sprint Planning):
Die Sprint-Planung markiert den Beginn eines jeden Sprints. Hier versammelt sich das gesamte Scrum-Team, bestehend aus dem Product Owner, dem Scrum Master und dem Entwicklungsteam, um die Aufgaben aus dem Product Backlog für den kommenden Sprint auszuwählen. Das Ziel ist es, den Sprint-Backlog zu erstellen, der die Arbeit für den Sprint enthält. Die Sprint-Planung beinhaltet auch die Schätzung des Arbeitsaufwands und die Festlegung des Sprint-Ziels.
Daily Scrum (Daily Standup):
Das Daily Scrum ist ein tägliches, kurzes Treffen, das während des Sprints stattfindet. Es bietet Gelegenheit für das Entwicklungsteam, sich über den Fortschritt auszutauschen, Herausforderungen zu besprechen und den Fokus für den Tag zu setzen. Die Teilnahme ist für das gesamte Entwicklungsteam obligatorisch. Jedes Mitglied beantwortet drei Fragen: Was habe ich seit dem letzten Daily Scrum erreicht? Was plane ich bis zum nächsten Daily Scrum zu tun? Welche Hindernisse hindern mich an der Arbeit?
Sprint Review:
Am Ende eines jeden Sprints findet das Sprint Review statt. Das Entwicklungsteam präsentiert die abgeschlossenen Aufgaben und das entstandene Inkrement vor dem Product Owner und anderen Stakeholdern. Das Ziel ist es, Feedback zu erhalten, Änderungen am Product Backlog vorzunehmen und sicherzustellen, dass das Produkt den Anforderungen entspricht.
Sprint-Retrospektive (Sprint Retrospective):
Die Sprint-Retrospektive schließt sich unmittelbar an das Sprint Review an. In diesem Ereignis reflektiert das Entwicklungsteam über den abgeschlossenen Sprint. Es werden positive Aspekte und Erfolge sowie mögliche Verbesserungsmöglichkeiten und Herausforderungen besprochen. Die Retrospektive dient dazu, konkrete Maßnahmen zu identifizieren, um den Arbeitsprozess und die Teamdynamik zu optimieren.
Tools für die Umsetzung von Scrum
Es gibt eine Vielzahl von Tools, bei Teams der Planung, Organisation und Kommunikation im Rahmen des Scrum-Frameworks unterstützen. Hier sind einige beliebte Scrum-Tools:
Bei der Auswahl eines Tools ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen des Teams und Projekts zu berücksichtigen. Einige Teams bevorzugen eine einfache und visuelle Benutzeroberfläche, während andere fortschrittliche Funktionen für die Integration in den gesamten Entwicklungszyklus benötigen. Integrationen mit anderen Tools wie Entwicklungsumgebungen, Test-Tools und Deployment-Tools sind ebenfalls entscheidend.
Grenzen und Nachteile von Scrum
Scrum ist besonders gut für komplexe und sich schnell ändernde Projekte geeignet. In weniger dynamischen Umgebungen oder in Projekten mit klaren, statischen Anforderungen könnte es weniger effektiv sein. Der Erfolg von Scrum hängt stark von der Selbstorganisation und der Teamdynamik ab. In Umgebungen, in denen diese Faktoren schwach sind, könnte die Umsetzung herausfordernder sein. Die Einführung der Methode erfordert oft ein Umdenken und eine Änderung der Arbeitsweise für alle Beteiligten. Dies kann zu Anfang zu Widerstand und Unsicherheiten führen.
Nachteile der Scrum-Methode