Aus dem Kurs: Resilienz – Grundlagen

Umgang mit Unerwartetem

Aus dem Kurs: Resilienz – Grundlagen

Umgang mit Unerwartetem

Woran sollten wir für einen besseren Umgang mit dem Unerwarteten arbeiten? Das hat viel mit dem Thema Wahrnehmung und Bewertung zu tun. Wir haben, egal in welcher Situation, alle erst mal eine selektive Wahrnehmung. Typisches Beispiel: Sie wollen sich ein Auto kaufen, haben entschieden, dass Sie ein rotes oder ein silbernes wollen oder ein ganz bestimmtes Modell. Ich wette, anschließend wird Ihnen genau diese Art von Auto ständig ins Auge fallen. Dieses Prinzip der selektiven Wahrnehmung funktioniert ebenso in anderen Lebenssituationen. Die aufgenommenen Informationen verarbeiten wir in einem blitzschnellen Prozess, indem wir diese filtern und bewerten. Unsere Filter bestehen aus vielen abgespeicherten Erlebnissen und Einstellungen. Was wir für richtig und falsch halten, was wir erwarten und wie wir meinen, wie die Welt sein sollte. Menschen können somit ein und dieselbe Situation ganz unterschiedlich verarbeiten und damit ist es eigentlich ein Prozess der inneren Wahrgebung, der unsere Reaktion beeinflusst. Deswegen geht es hier um das Thema Bewertung und innere Einstellungen. Wenn Sie eine innere Grundeinstellung haben, dass z.B. unerwartete Ereignisse alles durcheinander bringen und damit schlecht sind, dann löst das, egal was passiert, in Ihnen eine eher negative Emotion aus. Solche emotionalen Muster können Sie an sich beobachten, bspw. wenn Ihr Kollege/Ihre Kollegin unerwartet auf Sie zukommt mit der Bitte, einen Bericht zum Projekt zu schreiben, was zeitlich bei Ihnen nicht eingeplant war. Was sind Ihre ersten Gedanken und Gefühle? Angst, dass Sie das nicht schaffen? Ärger, weil Sie die Kollegin aus Ihrem Arbeitsfluss gerissen hat? Das ist der Moment, den Sie bewusst wahrnehmen sollten. Denn da könnten Sie gegensteuern. Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum, der Ihr Spielraum sein kann. Sie können entscheiden, ob Sie wie gewohnt mit Stress reagieren oder ob Sie neues Verhalten ausprobieren wollen, das Sie vielleicht weiterbringt. Es ist Übungssache, auf einen Reiz anders zu reagieren, als Sie es sich vielleicht in den letzten 10, 20 Jahren antrainiert haben. Aber wenn Sie oft genug bemerken: "Ah, da ist jetzt wieder diese Reaktion, die ich eigentlich gar nicht will", dann kommt das nach und nach von alleine, dass Ihr Kollege/Ihre Kollegin mit ihrem bloßen Erscheinen oder einem konkreten Anliegen bei Ihnen nicht mehr Angst oder Wut oder eine andere Emotion auslöst. Das ist am Anfang ziemlich viel Arbeit, aber ich versichere Ihnen, nach und nach verselbstständigt sich Ihre Reaktion dann, so oder so, entscheidend ist nicht, wie genau sie reagieren, sondern dass Sie sich bewusst werden, dass Sie immer wieder einen Raum zwischen Reiz und Reaktion hineinbringen können, sodass Sie Ihr Verhalten wählen können.

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