Aus dem Kurs: Grundlagen der User Experience: Basiswissen

Usability-Tests vorbereiten

Der Usability-Test ist die wichtigste von allen Methoden, um herauszufinden, was die Menschen wirklich tun werden mit Ihrem Produkt, mit Ihrer Website, mit Ihrer Anwendung. Denn wir Menschen machen nicht unbedingt das, was wir sagen. Es ist relativ nutzlos, jemandem einen Entwurf zu zeigen und zu fragen: "Na, wie gefällt Ihnen das?" Sie werden natürlich eine Meinung bekommen, aber es gilt der Spruch: "Prognosen sind schwierig, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen." D.h., die Prognosen dessen, was man zukünftig mal machen wird mit einer Website, mit einem Produkt, die sind ausgesprochen schwierig. Ein zusätzliches Problem ist, Fragen zu stellen, ohne dabei zu beeinflussen, ist sehr schwierig. "Würden Sie lieber auf einer Website kaufen, auf der Sie Videos sehen, auf denen die Produkte vorgeführt werden, oder auf einer, die keine Videos hat?" So eine Frage würden die meisten sicher beantworten mit: "Ich würde lieber auf einer Website kaufen, die Videos hat." Selbst wenn es Ihnen gelingt, neutral zu fragen, dann bekommen Sie keine verlässliche Antwort. Menschen sind eben so. Wir alle vergessen das sehr schnell. Es gibt die sog. soziale Erwünschtheit. D.h., man antwortet tendenziell eher so, wie man denkt, dass das Gegenüber es gerne hätte. Man will gern gut dastehen. Und wir Menschen rationalisieren. D.h., wir versuchen zu interpretieren und unser Verhalten zu erklären. Und auch nach vielen Jahren Erfahrung und der Beobachtung von ungezählten Usability-Tests kann ich nicht hundertprozentig sagen, was die Nutzenden in einem bestimmten Fall tun werden. Da liegt man doch immer mal wieder falsch. Wie funktioniert ein Usability-Test nun genau? Eigentlich ganz einfach. Sie beobachten Menschen dabei, wie sie das Produkt nutzen. D.h., Sie haben meist einen einfachen Arbeitsplatz, man nennt das manchmal auch Labor. Da setzen Sie die Nutzenden hin. Das ist ein Schreibtisch mit einem Computer, an dem die Testpersonen arbeiten. Dabei nehmen Sie auf, was am Bildschirm gemacht wird. D.h., Sie machen ein Screen Recording von allen Aktionen. Manchmal nehmen Sie auch das Gesicht auf. Und immer machen Sie eine Aufnahme des Audios. D.h., Sie hören, was gesagt wird, damit Sie z.B. hören, wenn die Testperson flucht oder sich über etwas freut. Bei Tests am Smartphone nehmen Sie meist auch noch die Finger auf, damit Sie später nachsehen können, wohin genau getippt wurde. Zusätzlich kann man sog. Blickverfolgung oder Eye Tracking machen. D.h., Sie haben dann eine zusätzliche Kamera, die nur die Augen beobachtet. Dieses Bild wird umgerechnet und Sie sehen dann, wohin und wie lange die Person genau geschaut hat. Das ist aber von der Technik her recht aufwendig. Vor allem aber ist die Auswertung von solchen Blickverfolgungsaufzeichnungen mühsam. Daher wird das in der Praxis eigentlich nur für Forschungszwecke gemacht.

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