Aus dem Kurs: Grundlagen der Typografie: Basiswissen

Grundelemente der Buchstaben

Wie bezeichnet man einen kleinen Kringel, ein Füßchen oder ein Loch in einem Buchstaben? Wie Sie schon richtig raten, garantiert nicht auf diese Weise. Jedes Detail eines Zeichens wird bezeichnet. In diesem Video stelle ich Ihnen alle Fachbegriffe rund um die Typografie vor. Dabei werden die Begriffe in zwei Gruppen unterschieden: das Zeichen an sich und die Binnenformen. Beginnen wir beim Zeichen selbst oder genauer gesagt bei seinem Körper. Buchstaben existieren als Versalien oder Majuskeln, Kleinbuchstaben werden als Minuskeln oder Gemeine bezeichnet. Dazu gibt es Versalziffern in Höhe der Versalien oder Mediävalziffern auf Höhe der Kleinbuchstaben. Darüber hinaus gibt es noch besondere Zeichenformen, die miteinander verbunden sind, die Ligaturen. Hierbei handelt es sich um mindestens zwei Zeichen, die optisch eine Form ergeben. So ist die fi-Ligatur in der deutschen Sprache bekannt, aber auch "st" in der englischen Sprache. Schauen wir uns die Buchstaben genauer an. Die vertikalen Linien jedes Zeichens werden als Stämme bezeichnet, sie bilden die Fette eines Schriftschnitts. Sehr kurze vertikale Linien heißen Hals, wie beim großen G. Gegenüberliegende Linien werden als Schenkel bezeichnet, so wie beim großen M. Horizontale Linien werden beim großen E als Verbindung bezeichnet, aber auch als Querstrich beim großen A oder als Arme beim großen F sowie als Deckstrich, wie beim großen T. Der obere Bereich eines symmetrischen Zeichens, wie das große A, wird Scheitel genannt. Horizontale Linien, die ein Zeichen beenden, werden Fähnchen genannt, wie beim kleinen g. Mindestens genauso häufig treten Bögen auf, beim großen B oder kleinen c. Diese Bögen können auch als Bauch beschrieben werden, wenn sie eine geschlossene Form aufweisen, wie beim kleinen b oder d. Sind sie dagegen offen wie beim großen S, handelt es sich um Kurven. Bögen, die einen Buchstaben einleiten, werden je nach Schrift als Schweif gestaltet, wie beim großen V, W oder kleinen j. Wird ein Schweif hingegen zum Abschluss eines Zeichens eingesetzt, so heißt dieser Kauder, wie beim großen Q. Bögen, die dagegen einen Buchstaben auf der Grundlinie abschließen, heißen Fuß, so wie beim großen R. Linien, die dagegen in Bogenform einen Buchstaben beenden, heißen Auslauf, wie beim kleinen e. Umschließende Bögen heißen Schleife, wie beim kleinen g. Übergänge in Bogenform heißen Steg, so wie beim kleinen g. Alle Bögen, die Zeichen auf der Grundlinie, Versalhöhe oder auf der Mittelhöhe einführen oder beenden, werden als Serifen bezeichnet. Handelt es sich um eine ganz kleine, etwas verkümmerte Serife, wie beim großen G, so handelt es sich um einen Sporn. Kommen wir zur Diagonalen. Ein Querstrich, der nach rechts oben zeigt, heißt Aufstrich, so wie beim kleinen y. Weißt die Diagonale nach rechts unten, wie beim großen V, ist dies ein Abstrich oder auch Grundstrich. Grundsätzlich ist aber auch der Begriff Diagonale erlaubt, wie beim großen Z oder N. Ganz kurze Diagonalen innerhalb eines Zeichens, wie beim kleinen a oder n, werden als Überlauf bezeichnet. Zum Schluss kommen wir zum Punkt, genauer gesagt dem kleinen i. Ist ein Punkt mit einer Form verbunden, so handelt es sich um einen Tropfen, wie beim kleinen f, r oder y. Schwirrt Ihnen schon der Kopf? Keine Sorge, es geht noch weiter. Die Negativformen eines Zeichens sind mindestens so zahlreich wie Körperteile. Hier will ich auf die wichtigsten eingehen. Eine Punze ist der Binnenraum, der sich im kleinen o oder e ergibt. Als Bucht werden dagegen Öffnungen bezeichnet wie beim kleinen c. Wenn eine Punze wie beim großen O, der 0 oder dem kleinen o eine gewisse Ausrichtung aufweist, so wird diese als Schattenachse benannt. Eine dreieckige Binnenform wie beim kleinen v wird als Keil bezeichnet, von außen kann aus einem Keil auch eine Taille werden, wenn zwei Bögen, wie beim großen B, aufeinandertreffen. Noch kleinere Teile, die als optische Korrektur dienen, werden als Lichtkeil bezeichnet. Sie dienen bei extrem kleinen Schriftgraden zu einer besseren Zeichenform. Kleine Öffnungen in den Binnenformen, die rund ausgestaltet sind, werden Kehlung genannt. Viele dieser Bezeichnungen stammen aus dem Handwerk des Bleisatzes und des Schriftschneidens. Da dieses Handwerk heute nicht mehr mittels Werkzeug ausgeübt wird, klingen die Begriffe altertümlich, dennoch ist es wichtig, sich genau auszudrücken, wenn es um die Körper von Buchstaben geht. Daher merken Sie sich bitte mindestens die Begriffe Stämme, Diagonalen, Bögen und Binnenräume.

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