Aus dem Kurs: Grundlagen der Selbstständigkeit

Fehler nach der Gründung

Aus dem Kurs: Grundlagen der Selbstständigkeit

Fehler nach der Gründung

Ziel ist es, dass Sie nach der Gründung nicht nur alle Rechnungen und Steuern bezahlen, sondern auch davon leben können. Das ist in vielen Fällen aber nicht der Fall. Es wird einfach mehr Geld ausgegeben, als eingenommen. Das entsteht unter anderem dadurch, dass Einnahmen und Ausgaben zeitlich auseinander liegen. Erschwerend kommt dazu, dass das unbemerkt passiert, weil eine Übersicht über die finanzielle Situation fehlt. In den meisten Fällen gibt es keine verlässliche Buchhaltung, die eine mögliche Abweichung und finanzielle Engpässe aufzeigt. Auf Deutsch gesagt: Man steuert im Blindflug in die Unternehmenskrise. Vielen Selbständigen ist die Bedeutung der Buchführung nicht klar, weil es entweder als lästig empfunden wird, man das Thema unterschätzt oder man einfach von den vielen neuen Themen überfordert ist. Insbesondere das Steuerthema bricht Existenzgründern sehr schnell das Genick. Werden Steuervorauszahlungen und Nachzahlungen für Umsatzsteuer, Gewerbesteuer und Einkommensteuer nicht eingeplant, dann steht dafür kein Geld zu Verfügung, sodass sehr schnell die Insolvenz droht. Man kennt das, man hat den ersten beziehungsweise weiteren Kunden gewonnen und dann können Rechnungen gestellt werden. Aber Vorsicht, Rechnungen sind noch keine Einnahmen. Unter Umständen bezahlen Kunden nicht sofort, sondern erst nach der zweiten Mahnung oder die Rechnungen werden gar nicht bezahlt, weil der Kunde Pleite ist oder einfach nicht zahlen will. Viele Gründer unterschätzen auch die weitere Finanzierung. Man kümmert sich viel zu spät darum, wenn der Wagen schon fast gegen die Wand gefahren wurde. Wurde Ihnen als Angestellter problemlos ein Dispo oder Kredit gewährt, ist das als Selbstständiger nicht mehr der Fall. Banken sind eher zugeknöpft und wollen belegbare Zahlen und eine positive Unternehmensprognose. Auch Privatinvestoren mögen es nicht, wenn sie kurzfristig um weiteres Kapital gebeten werden, da sonst das Unternehmen leider insolvent ist. Selbstständige scheitern auch, weil sie Mitarbeiter zu früh einstellen ohne entsprechende Auslastung, aber mit monatlichen Kosten. Oder sie scheitern, weil sie die falschen Mitarbeiter einstellen und diese nicht die notwendigen Qualifikationen haben, nicht zur Unternehmenskultur passen oder in den meisten Fällen nicht Ihren Unternehmergeist verkörpern, sondern einfach nur einen Job suchen. Sobald Gründer merken, dass das Geschäftsmodell funktioniert, wollen sie wachsen. Das hat man auch so im Businessplan geplant, aber Wachstum kann auch heißen: "Über den Kopf wachsen". Bisher ist man ohne Probleme in bekannten Gefilden geschwommen. Das kann aber in anderen Märkten ganz anders sein. Dort existieren andere Kunden, andere Konkurrenten und möglicherweise, andere rechtliche und steuerliche Vorgaben. Eine Expansion ist immer ein Invest und erfordert auch einen realistischen Vorlauf, bis die ersten Einnahmen zu erwarten sind. Das ist die große Unbekannte und wird in den meisten Fällen von Gründern unterschätzt. Welche Lehren lassen sich aus den beschriebenen Gründen für das Scheitern nach der Gründung ziehen? Als Selbstständiger brauchen Sie eine wirkungsvolle und funktionierende Buchhaltung so schnell wie möglich. Sie müssen schnell Fehlentwicklungen und Engpässe erkennen, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Sie vermeiden so steuerliche Überraschungen. Außerdem bauen Sie so eine betriebswirtschaftliche Basis auf, die Ihnen hilft, später von Banken und Investoren mehr Geld zu bekommen. Schreiben Sie Ihre Rechnungen korrekt und zeitnah. Bauen Sie ein Mahnwesen auf, damit aus den Rechnungen, Einnahmen werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Unternehmen zahlungsfähig, liquide, bleibt. Stellen Sie frühzeitig fest, ob Sie gegebenenfalls weiteres Kapital brauchen. Nehmen Sie frühzeitig Gespräche mit Banken und Investoren auf. Erklären Sie warum und wofür, Sie das Kapital benötigen. Niemand will noch mehr Geld in ein bereits sinkendes Schiff versenken. Suchen Sie sich auch nach der Gründung einen externen Berater und sprechen mit diesem regelmäßig, jeden Monat oder alle zwei Monate, die Zahlen und die Unternehmens- entwicklung durch. Ein Steuerberater wäre dazu auch geeignet. Sie können auch einen externen Dienstleister mit Ihrer Buchhaltung beauftragen. Sie erhalten regelmäßig betriebswirtschaftliche Auswertungen, BWAs. Lernen Sie diese richtig zu lesen und sprechen Sie diese mit einem Berater oder Steuerberater durch.

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