Aus dem Kurs: Grundlagen der Fotografie: Bildgestaltung

Was ist ein gutes Bild?

Was ist eigentlich ein gutes Bild? Das ist letztlich die spannendste und die zentrale Frage, wenn es um Fotos geht, und früher dachte ich es gäbe da eine ziemlich eindeutige Antwort darauf, das heißt, es gibt Kriterien, die ich lernen kann, die ich sehe A, b, c, und wenn ich das alles mache, dann habe ich ein gutes Bild. Na ja, jetzt das Bild, was Sie hier sehen, die Möwe unscharf, ist das ein gutes Bild oder nicht, muss ein gutes Bild scharf sein, damit es gut ist, ist Schärfe das Kriterium, und wenn ein gutes Bild sich durch Schärfe auszeichnet, kann ich dann eine Zeitungsseite reproduzieren und habe damit automatisch ein gutes Bild gemacht. Sie sehen also, die Fragestellung so hilft nicht weiter, und die Antwort scharf oder unscharf, natürlich auch nicht zwingend. Aus meiner Sicht ist ein gutes Bild das, das den Zweck erfüllt. Stellt sich natürlich direkt die Frage, also eine Frage ist beantwortet, stellt sich die nächste Frage, was ist denn der Zweck. Und da kann ich wiederum nur an Sie verweisen, ich frage, warum fotografieren Sie, fotografieren Sie für sich selbst, weil Sie etwas festhalten möchten, was Sie erlebt haben, um sich mit dem Bild wieder an etwas zu erinnern oder gibt es einen Auftraggeber, der einen bestimmten Wunsch an das Bild hat. Wie vielleicht ein Pressefoto, das ein Aspekt einer Veranstaltung dokumentiert, ein junger Mann hält bei einer Veranstaltung einen Vortrag vor einer Jury und sein Kollege assistiert ihm und wird dann gleich was dazu sagen, und für den jungen Mann wird es ein tolles Bild sein, weil er sich daran erinnert und für den Veranstalter vielleicht auch, aber für Sie, die Sie mit dieser Veranstaltung überhaupt nichts zu tun haben, schlägt Ihr Herz nicht schneller oder höher, weil Sie jetzt dieses Bild gesehen haben. Sie sehen also, das gleiche Bild kann ganz unterschiedlich eingeschätzt werden. Vielleicht sind Sie Wettbewerbsfotograf und Sie möchten die Jury beeindrucken, da müssen Sie natürlich ganz andere Kriterien ansetzen als für ein Pressebild oder für ein Erinnerungsfoto. Ein gutes Bild ist das für mich, weil ich eine Technik neu ausprobiert habe und ich zu einem Ergebnis gekommen bin, das mich beeindruckt hat, weil ich es vorher nie so gesehen habe. Das Bild ist ohne technisches Hilfsgerät, wie irgend ein Timer, Fernauslöser, Infrarotauslöser oder sonstwas, ohne Automatik entstanden, ich habe Wassertropfen halt durch so ein Tropfgerät runter tropfen lassen, die fiel und immer einer nach dem anderen und ich habe so auf den Auslöser gedrückt und anhand der Bildergebnisse, die ich gesehen habe, versucht abzuschätzen, wann denn der Tropfen da wieder hochkommt. Für mich ist das ein gutes Bild. Für den, der auf Tropfenfotografie spezialisiert ist, mit vielen technischen Hilfsgeräten vielleicht nicht. Auch das ist für mich ein gutes Bild. weil ich eine andere Technik ausprobiert habe und weil ich ganz einfach die Farbe schön finde, ich gucke mir gerne was grünes an. Es ist relativ simpel, es ist jetzt sicher nicht so, dass Sie das gleichermaßen beeindruckt wie mich, aber Fotografie ist, wenn Sie ein Hobby ist, wie ich finde, eine sehr persönliche Sache, und da geht es letztlich nur, um das eigene Empfinden, und um das eigene Erleben. Wenn ich allerdings mit meinen Bildern, die ich mache und mein Erleben festhalte, einen anderen daran teilhaben lassen will und möchte, dass der genau so begeistert ist, wie ich davon, muss ich möglicherweise anders agieren, damit der Betrachter ein paar Zusatzinformationen bekommt, vielleicht wirkt ein Bild, was so jetzt grün einzeln langweilig ist, nur in einer Serie spannend, dass neben dem Grün noch ein Rot ist und ein Gelbes zu sehen ist oder mehrere Grüne, was auch immer, dass der Betrachter versteht, ah, Garten, Blumen, das kann auch so aussehen. Gut muss nicht sein, dass ich alles erkennen kann, sondern vielleicht nur ein einzelnes Detail. Gut kann auch etwas ganz anderes sein, wie hier dieses geplante Bild als Aufmacherfoto für einen Artikel über Fototaschen. Ich hatte viele Fototaschen und suchte nach einer Bildidee und plötzlich dachte ich, na ja, es kann ja witzig sein, wenn sich jemand mehrere Fototaschen umhängt, was man in Wirklichkeit nicht macht, aber wo das Bild einen eigenen Witz entwickelt, und ich finde das Leben ist für mich in erster Linie schön und bietet unglaublich viele komische Momente und inszenierte Momente, die ein bisschen komisch sind, finde ich da natürlich noch schöner und für mich sehr witzig und toll war es, wir haben erst Bilder gemacht, da stand die junge Dame gerade, und das sah noch nicht wirklich witzig aus, aber so leicht eingeknickt, als ob die Last der vielen Taschen sie in die Knie zwingt und sie sich aktiv noch um ein besseres Bild bemüht, das hat das Bild dann letztlich für mich gut und witzig gemacht. Sie sehen also ein gutes Bild ist sehr subjektiv, ist von den Kriterien des Verwendungszweckes abhängig, und Sie müssen sich klar werden, was ist denn der Zweck, warum mache ich das Bild, mache ich das nur für mich, so, wie ein Fotograf, den ich vor Jahren kennengelernt habe, der hat gesagt, ich fotografiere nur für mich, und weil ich weiter rausfinden möchte, was für mich alleine wichtig ist, zeige ich meine Bilder niemandem anders, denn sobald jemand sagt, das finde ich gut und das finde ich nicht gut, bin ich nicht mehr frei in meinem Agieren und richte mich vielleicht nach den möglichen Meinungen anderer. Das finde ich eine sehr extreme Haltung, die ich bewundert habe, Jahre später hat er dann seine Bilder gezeigt, und sie waren wirklich toll. Ich mache aber Bilder, um nicht nur für mich, Freude am Fotografieren zu haben, um eine Erkenntnis zu gewinnen, sondern auch um andere an meinem Erleben teilhaben zu lassen, immer dann, wenn ich nicht professionell fotografiere. Bei professionellen Fotos steht meistens ein sehr klarer Auftrag dahinter, ein klares Anliegen, warum das Bild gemacht ist und wofür es gebraucht wird. Das ist eine andere Geschichte, aber auch hier gilt, der Zweck entscheidet über gut oder nicht gut, brauchbar oder nicht brauchbar. Ich denke, Sie finden für sich heraus, wenn Sie es noch nicht wissen, warum Sie fotografieren, und was für Sie der besondere Reiz ist, und das Gut für den einen das eine sein kann und das andere, das andere, das macht Fotografieren ja letztlich interessant, wenn es nur ein Gut gäbe, dann würden alle nach dem gleichen Bild streben, und letztlich gäbe es nur sehr wenige Bilder, und alle anderen würden nicht gebraucht, und das würde Fotografie sehr langweilig machen.

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