Aus dem Kurs: Grafikdesign-Tipps von John McWade

Einen Blickpunkt definieren

Kürzlich fiel mir ein Dokument auf, ähnlich wie dieses hier. Es stammte aus einer unbekannten Quelle, deshalb habe ich es nachgebaut. Es war genauso nichtssagend wie das hier, ohne echte Details. Ich habe schon so viele Dokumente gesehen, die genau so präsentiert wurde, dass ich dachte, es könnte sich lohnen, einen genaueren Blick darauf zu werfen. Es gibt hier vier Elemente, die weiße Seite, ein Foto, der Schriftzug „Allergies“ in Times Roman und eine Überschrift in der Antiqua-Schrift Balto Medium. Times ist eine gute Schriftart, Balto ist großartig, aber hier wirken sie ziemlich generisch: durchschnittliche Stärke, durchschnittliche Laufweite, ich werde noch darauf zurückkommen. Das Bild selbst ist auch generisch. Das Problem ist, dass es keinen Schwerpunkt gibt. also prägt es sich nicht ein. Es wirkt so, als wenn wir das schon einmal gesehen hätten. Und deshalb neigen wir dazu, solche Bilder auszublenden. Es ist unten auf der Seite platziert. Dadurch bleibt ein weißes Band, ein sehr kontrastreicher Raum. Das wäre in Ordnung, aber hier wurde er mit einem Text gefüllt, der sich einfach über die ganze Fläche erstreckt. Dadurch wird die weiße Fläche passiv. Sie ist nur ein Untergrund für den Schriftzug, es gibt keine Richtung, keine Bewegung, die Fläche ist einfach vorhanden. Die Überschrift wurde auf die gleiche Weise gesetzt, sie ist einfach eingetippt und füllt die Fläche aus, durchschnittliche Größe, durchschnittliche Laufweite, man könnte sagen, dass dies nicht gestaltet wurde, sondern lediglich eingetippt. Zwei starke Schriften - Times ist eine starke Schrift, Balto ist eine sehr starke Schrift, aber in beiden Fällen wurden sie neutralisiert, indem alles durchschnittlich gesetzt und eingeebnet wurde. Das Ergebnis von all dem ist visuell völlig uninteressant. Es gibt keine Spannung und Sie erhalten keine Reaktion vom Betrachter. Ich möchte Ihnen deshalb zwei verschiedene Lösungen zeigen. Wir beginnen damit, dass wir alles löschen. Zuerst färbe ich die Seite schwarz und setze dann dieses Foto darauf. Es ist ebenfalls ein Stockfoto, also nicht teurer als das erste, aber es wirkt viel dramatischer. Es wirkt dramatisch, weil es eine unerwartete Perspektive bietet. Es gibt einen starken Kontrast zum Hintergrund, dieses Weiß vor dem Schwarz, und es ist auf der Seite zentriert wie eine Zielscheibe. Wir erhalten also eine sehr starke Fokussierung, der Betrachter wird in die Seite gezogen. Als nächsten Schritt setzen wir den Text „Allergies“ auf diese Weise. Dies entspricht dem Original. Wenn ich den ursprünglich grünen Text auf den oberen Bereich setze, erkennen Sie, dass er perfekt passt. Ich möchte diese Schrift verstärken. Dazu habe ich zwei Möglichkeiten. Erstens kann ich sie enger setzen. Dadurch wird sie dichter, wir quetschen den negativen Raum heraus. Nun gibt es hier mehr positiven Raum und weniger negativen. Dadurch erhalten wir etwas mehr Platz, um die Schrift größer zu setzen. Wir haben also einen stärkeren Titel. Der letzte Schritt besteht in der Neugestaltung der Überschrift. Wir setzen sie ebenfalls in Balto, aber Balto Light und kleiner. Dadurch erhalten wir jetzt einen Kontrast der Schriftarten und der Schriftstärken. Beide Schriftarten befinden sich an den gegenüberliegenden Seitenenden. Sie konkurrieren also nicht miteinander. Ihr Auge wandert direkt die Seite hinunter, dadurch erhalten wir einen extrem starken Blickpunkt. Sie erkennen den Unterschied zwischen dem ursprünglichen, nichtssagenden Design und dem nun straff fokussierten. Dies ist ein Layout im Magazinstil. Da es sich um eine medizinische Arbeit handelt, gibt es eine Alternative. Fangen wir ganz neu an. Der Titel reicht nun nicht mehr wie ursprünglich über den gesamten oberen Bereich, sondern wir setzen ihn viel kleiner und hierhin und nutzen für die Platzierung ein Raster. Die Rasterlinien wäre hier. Hier ist der Ausrichtungspunkt. Wir können uns vorstellen, dass weitere Spalten auf dieser Seite so aussehen könnten. Dadurch wird der Weißraum aktiviert. Das heißt, dass das zuvor passive Weiß im Hintergrund nun eine tatsächliche Präsenz hat, es ist offen und lenkt den Blick zu diesem Titel. Nun ist das Weiß also hilfreich. Das wirkt viel bewusster und designorientierter. Als nächsten Schritt fügen wir die Überschrift wieder ein und richten sie an dieser Rasterlinie aus. Sie ist ebenfalls in Balto gesetzt, aber in Light, und so sieht man hier mehrere Kontraste. Der Light- und der Bold-Schnitt, Klein und Groß, und alles in der korrekten hierarchischen Reihenfolge. Funktioniert diese typografische Technik auch mit der Nahaufnahme? Auf jeden Fall. Ich habe den Text komplett schwarz auf Weiß gesetzt. Dadurch entsteht dieser medizinische Look. Auch hier ist der Weißraum im oberen Bereich aktiv, der leere Raum zur Linken zieht Ihren Blick auf den Namen und in die Überschriften und dann wird das Schwarz-Weiß-Thema unten auf der Seite aufgegriffen. Hier eine Alternative: Wir verschieben den Titel nach links und färben ihn braun, indem wir die Farbe des Löwenzahns aufnehmen. Dadurch wirkt das Bild etwas weicher, behält aber dieses prägnante, bewusst gestaltete Aussehen. Vorher – einfach eingetippt, nicht gestaltet, einfach platziert. Danach - sehr schlüssiges, medizinisches, kontrastreiches Design. Sehr einfach zu gestalten, keine Mehrkosten, dieselben Schriftarten, Stockfotos, viel prägnanter, viel besser gestaltet, viel ansprechenderes Design. Und das ist Ihr Design für heute. Bis zum nächsten Mal.

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