Aus dem Kurs: Grafikdesign: Ein Logo überarbeiten

Das Konzept hinter der Gestaltung

Zunächst entwickeln wir ein gestalterisches Kurzkonzept. Gleich hier muss ich innehalten und bekennen, dass wir Grafiker das Gestalten lieben. Es ist so leicht, einfach loszulegen und Bilder zu entwerfen. Manchmal funktioniert das und wir schaffen aus dem Nichts richtig tolle Sachen, aber meist beginnt eine sinnlose Suche oder wir geraten in eine Sackgasse, und das aus zwei Gründen. Der Erste ist: Wir wissen nicht genug über das Projekt. Zweitens haben wir nicht genug Vorstellungsvermögen. Um das zu vermeiden, müssen wir systematisch an den Prozess herangehen. Und wenn Sie denken: „Nein, ich will einfach gestalten“, kann ich das gut verstehen. Machen Sie das. Doch der Grafiker, der disziplinierter an die Sachen herangeht, wird Ergebnisse erzielen. Zurück zum Konzept. Wir machen eine Liste. Beginnen Sie mit der Firma. Dann die Zielgruppe. Danach die Aktiva. Dann die Beschränkungen wie hier. Zunächst beschreiben wir die Firma. Es ist ein kleines Rahmengeschäft mit einer Handvoll Angestellten, die Rahmen nach Kundenwunsch fertigen, Einrahmungen machen, Schattenfugenrahmen und anderes Rahmenwerk sehr kunstvoll herstellen. Das ist kein Nullachtfünfzehn- Fertigrahmen-Laden. Zweitens: Beschreibung der Zielgruppe. Für wen gestalten wir? Zur Zielgruppe gehören Bestandskunden, zukünftige Kunden, Angestellte, örtliche Galerien und Geschäfte sowie Online-Medien wie Facebook und Pinterest. Wieso Bestandskunden? Die kennen uns doch schon. Das hat mehrere Gründe. Als Kunden wollen wir uns mit coolen Dingen identifizieren und ein tolles Logo verkörpert das. Wir wollen auch darin bestätigt werden, dass wir eine gute Kaufentscheidung getroffen haben. Auch das verkörpert das Logo. Wieso unsere Angestellten? Ich denke, für sie ist das Logo besonders wichtig. Das liegt daran, dass unsere Marke unsere Identität ist. Also ist sie zum Teil auch ihre Identität. Sie kann das Gefühl eines Orts, ein Gefühl der Zugehörigkeit schaffen, ein Gefühl von “Das sind wir”. Es ist eine Sache der Bindung und Vereinigung. Und wenn es gut gemacht ist, verstärkt es sogar all diese Eigenschaften. Wir mögen es, Teil von etwas Coolem zu sein. Der dritte Punkt auf der Liste sind die Aktiva. Mit diesen müssen Sie arbeiten. Der Kunde hat in diesem Fall einige davon. Die Mittel, um Schriften kaufen zu können, eine Website zu erstellen und Werbemittel drucken zu lassen inklusive Schildern. Nr. 4 sind unsere Beschränkungen. Sie sind das Gegenstück zu den Aktiva. Die größte Beschränkung ist, dass Newburyport Framers keinen eigenen Grafikdesigner hat, um einen Gestaltungsplan zu erstellen. Ein großes Thema, denn wir werden dazu auch nicht vor Ort sein. Idealerweise ist der Grafiker immer in die Marke eingebunden, doch bei kleinen Unternehmen ist das selten der Fall. Ein wichtiger Teil des Konzepts besteht deshalb darin, dass wir ein Logo gestalten müssen, welches stark genug ist, sich selbst zu tragen, egal, wo es zum Einsatz kommt, sowie noch Weiteres. Mit anderen Worten: Es muss gut aussehen und gut funktionieren, selbst wenn es falsch eingesetzt wird. Dazu gibt es durchaus Möglichkeiten. Als Nächstes müssen wir auflisten, was unser Logo sein und tun soll. Zum Beispiel wollen wir, dass es mit Bilderrahmen zusammenhängt. Das klingt offensichtlich, ist es aber nicht. Ein Logo muss nicht notwendigerweise etwas mit dem Produkt gemein haben. Was hat ein Apfel, speziell der Macintosh-Apfel, mit Computern zu tun? Mal ehrlich? Oder mit einem Handy? Oder mit Musik? Zweitens wünschen wir uns, dass das Logo eine lokale Identität hat. Rahmengeschäfte gibt es überall, aber Newburyport ist einzigartig. Es ist nicht Los Angeles. Gibt es etwas Einzigartiges, dann nutzen Sie es. Zum Dritten soll es einzigartig sein. Das bedeutet, es passt nur zu Newburyport Framers. Nutzen Sie ClipArt oder Stockfotografie, wird Ihr Logo zumindest manche Eigenschaften aufweisen, die auch andere haben. Wie wichtig ist das für Sie? Wenn Sie ortsansässig sind wie Newburyport Framers, macht das wahrscheinlich nichts. Sie werden das Bild vermutlich nirgends sonst sehen. Doch wenn Sie regional arbeiten, national oder global oder wenn Sie ein Copyright benötigen, sieht das anders aus. Dann kommen Sie mit Agenturgrafiken nicht durch. Wir können eine alltägliche Schrift nehmen. Viele Firmenlogos verwenden die Helvetica. Wir verwechseln die Unternehmen nicht, denn jeder Kontext ist anders. Unterschiedliche Namen und Bedeutungen. Und viertens wollen wir ein Gefühl von Kunstfertigkeit und Handwerk vermitteln. Wir wollen, dass das Logo Hochwertigkeit vermittelt und das Verlangen nach unserem Produkt weckt. Solche Abstraktionen lassen sich schwer gestalten. Wir empfinden diese Dinge, doch wie sehen sie aus? Das werden wir herausfinden.

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