Aus dem Kurs: Führen mit emotionaler Intelligenz

Trigger erkennen

Emotionale Selbstkontrolle hängt stark vom Umgang mit sogenannten Triggern ab. Das ist Ihr ganz persönlicher »Alarmknopf«, den Sie erst erkennen, wenn er gedrückt wird und Sie plötzlich starke emotionale Reaktionen zeigen. Und das Gefühl ist stärker, als es die eigentliche Situation rechtfertigen würde. Wenn Ihr Wagen gestohlen wurde, ist es angemessen, Ärger und Zorn zu empfinden. Wenn Sie dasselbe Gefühl in einer Besprechung haben, ist es wohl ein Trigger. Sie sollten vor allem nach folgenden Hinweisen Ausschau halten: Sie sind selbstgerecht, zornig, defensiv, ärgerlich, Sie verurteilen und beschuldigen andere oder Sie geben sich selbst die Schuld. Das sind alles Zeichen für einen Trigger. Oder Sie schalten in einer nicht lebensbedrohenden Situation in den Kampf-oder-Flucht-Modus um. Das heißt, Ihre Amygdala übernimmt die Kontrolle. Im Kampfmodus reagieren wir aggressiv auf die Bedrohung, um uns zu schützen. Wir attackieren dann andere mit körperlichen, verbalen und nonverbalen Mitteln oder mit subtileren Methoden wie Sarkasmus oder Beschämung. Im Fluchtmodus wenden wir uns von der Gefahr ab und ziehen uns aus der Situation oder Beziehung zurück. Oder wir gehen in Verteidigungshaltung und parieren den vermeintlichen Angriff mit Entschuldigung oder Gegenargumenten und geben dabei anderen die Schuld. Zur emotionalen Intelligenz gehört es, Ihre Trigger zu kennen. Denn dann werden Sie nicht von ihnen überrascht. Wenn wir nämlich von unseren Triggern überrascht werden, treffen wir meist nicht die besten Entscheidungen. Die Übungsdatei enthält ein Arbeitsblatt zu Triggern. Nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen Sie, was Sie in den letzten Jahren getriggert hat. Durchforsten Sie Ihr Privat- und Ihr Berufsleben. Konzentrieren Sie sich auf die Reaktion selbst, auch wenn sich die Dinge vielleicht später klären konnten. Ich vermute, Sie werden dieselben Themen in verschiedenen Situationen wiedererkennen. Unsere Trigger sind nämlich Überbleibsel aus schwierigen physischen oder emotionalen Situationen in der Vergangenheit. Wenn uns eine Situation oder eine Person an eine frühere Verletzung erinnert, bewusst oder unbewusst, reagiert unser Körper. Und unsere emotionale Reaktion fällt übertrieben stark aus, weil die Ursachen weit zurück in der Vergangenheit liegen. Trigger sind die Narben alter Wunden. Sie reagieren also nicht nur auf das aktuelle Ereignis, sondern spüren auch die Gefühle, die den Trigger ursprünglich verursacht haben. Die meisten Menschen haben verschiedene Trigger. Ich denke, Sie werden kein menschliches Wesen ohne Trigger finden. Trigger gehören zum menschlichen Dasein. Viele Trigger stammen aus traumatischen Erlebnissen. Denken Sie nur an all die Menschen, die Opfer von Gewalt wurden, in deren Familie jemand drogenabhängig oder psychisch krank ist, die an einem schweren Unfall beteiligt waren oder Missbrauch erfahren haben. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass 50 Prozent der Leute am Arbeitsplatz in ihrem Leben traumatische Erfahrungen gemacht haben. Wenn sie nicht lernen, die Trigger zu erkennen und zu steuern, kann dies zu vielen Problemen führen. Ihre Trigger zu verstehen ist ein großes Geschenk, das Sie sich selbst als Führungskraft machen können. Meine Erfahrung als Coachin zeigt, dass effektive Führungskräfte ihre Trigger nicht nur kennen, sondern auch wissen, wie sie angemessen reagieren, wenn ein Trigger aktiviert wird. Dies ist ein wichtiger Aspekt von Selbstkontrolle und definiert Menschen mit hohem EQ.

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