Aus dem Kurs: Finanzwissen für Gründer:innen, Selbstständige und Kleinunternehmer:innen

Kapitalstruktur

Die Kapitalstruktur sagt etwas über die Lage der Finanzierung und die Verschuldung Ihres Unternehmens aus. Dazu sollten Sie den Anteil Ihres Eigenkapitals sowie den sogenannten Anlagendeckungsgrad ermitteln. Grundsätzlich ist ein hoher Anteil von Eigenkapital für ein Unternehmen erstrebenswert, um seine finanzielle Unabhängigkeit zu behalten. Die Eigenkapitalquote zeigt die finanzielle Stabilität eines Unternehmens an. Bei einer hohen Quote können in der Regel auch Krisen gut überwunden werden. Gerade bei Gründung und Selbstständigen findet man oft hohe Anteile von Eigenkapital von 50 Prozent oder mehr. Die Eigenkapitalquote wird mathematisch ermittelt, indem Sie Ihr Eigenkapital durch Ihr Gesamtkapital teilen. Als unterer Grenzwert gilt hier meistens, auch bei größeren und internationalen Unternehmen 20 Prozent, um nicht in die Gefahr einer Verschuldung zu gelangen. Der Anlagendeckungsgrad zeigt Ihre Finanzierungsstruktur an. Er drückt aus, ob Ihr Vermögen durch langfristiges oder kurzfristiges Kapital finanziert ist. Hierbei gibt es die sogenannte goldene Bilanzregel, die jedes Unternehmen beachten sollte: "Langfristiges Vermögen sollte stets durch langfristiges Kapital finanziert sein." Verstoßen Sie gegen diesen Grundsatz besteht für Sie die Gefahr, dass Sie langfristiges Vermögen wie eine Maschine oder einen Lieferwagen verkaufen müssen, um kurzfristigen Verbindlichkeiten wie Lieferantenrechnungen oder Dispokrediten nachzukommen. Da Sie aber die Maschine oder den Wagen für Ihre weitere betriebliche Tätigkeit benötigen, gefährdet dies Ihre zukünftige Wertschöpfung. Zur Ermittlung des Anlagendeckungsgrades teilen Sie das langfristige Kapital durch den Wert Ihres Anlagevermögens, also aller Güter, die Sie langfristig für Ihren Betrieb nutzen. Das langfristige Kapital besteht aus Ihrem Eigenkapital und dem langfristigen Fremdkapital, das noch Laufzeiten von über einem Jahr hat. Als Mindestmaß ist hier ein Wert von 100 Prozent einzuhalten, da Sie ansonsten gegen die goldene Bilanzregel verstoßen. Werte über 100 Prozent bedeuten, dass Sie auch einen Teil Ihres kurzfristigen Vermögens langfristig finanziert haben. Je höher dieser Anteil ist, desto höher ist Ihre finanzielle Stabilität. Schauen wir uns diese Zahlen auch noch bei dem Inhaber der Gartenbaufirma als Beispiel an. Er hat 200.000 Euro Eigenkapital bei einem Gesamtkapital von 350.000 Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt damit 57,1 Prozent. Dies ist ein sehr guter Wert, der für eine gute finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit von externen Kreditgebern spricht. Von seinem Fremdkapital in Höhe von 150.000 Euro sind zwei Drittel langfristig finanziert. Sein Anlagevermögen hatte in seiner letzten Bilanz einen Wert von 280.000 Euro. Der Anlagendeckungsgrad beträgt somit hier 107 Prozent. Die goldene Bilanzregel wird somit eingehalten. Jedoch wäre hier in der Zukunft auch ein höherer Wert wünschenswert. Der Gartenbauer könnte dazu beispielsweise versuchen, sein Anlagevermögen durch effizientere Maschinen zu verringern oder seinen Anteil an langfristigem Fremdkapital durch Umschuldung zu erhöhen.

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