Aus dem Kurs: Finanzwissen für Gründer:innen, Selbstständige und Kleinunternehmer:innen

Den Cashflow ermitteln und überwachen

Aus dem Kurs: Finanzwissen für Gründer:innen, Selbstständige und Kleinunternehmer:innen

Den Cashflow ermitteln und überwachen

Grundsätzlich entsteht der Cash-Flow eines Unternehmens aus der Differenz zwischen Einzahlungen und Auszahlungen. Wenn Ihnen durch Kundenaufträge oder andere Einnahmen mehr Mittel zufließen, als Sie durch Kosten ausgeben müssen, haben Sie einen positiven Cash-Flow. Zur Ermittlung des Cash-Flows gibt es die direkte und die indirekte Methode. Die indirekte Methode kommt jedoch in der Praxis deutlich häufiger zur Anwendung, weil die benötigten Daten ohnehin schon im Rechnungswesen zur Verfügung stehen. Die Daten für die direkte Methode müssen meistens im Unternehmen extra ermittelt werden. Deshalb wird diese Methode meistens nicht genutzt. Bei der direkten Methode stellen Sie die Einzahlungen und Auszahlungen einer Periode gegenüber und ermitteln so den Cash-Flow als Differenzgröße. Bei der indirekten Methode nutzen Sie den im Rechnungswesen ermittelten Gewinn und korrigieren ihn um Größen, die zu keinen realen Zahlungen geführt haben. So können Sie zum Beispiel Abschreibungen als Aufwand vom Gewinn abziehen und damit Ihre Steuerzahlung verringern. Abschreibungen sind jedoch nicht mit konkreten Zahlungen verbunden, führen also nicht zu realen Auszahlungen. Diese Mittel sind also noch im Unternehmen vorhanden und müssen deshalb wieder zum Gewinn hinzuaddiert werden. Ein ähnliches in der Praxis häufig vorkommendes Beispiel sind Rückstellungen. Auch diese dürfen den Gewinn und damit Ihre Steuerlasten mindern, aber die Mittel bleiben, zumindest vorerst im Unternehmen. Es finden also auch hier keine Auszahlungen statt. Gebildete Rückstellungen, beispielsweise für drohende Verluste. müssen also ebenfalls dem Gewinn hinzuaddiert werden, um eine realistische Aussage zu den eigenen liquiden Mitteln zu bekommen. Bei der indirekten Ermittlung des Cash-Flows ermitteln Sie als Ergebnis meistens zwei Größen, den Operating Cash-Flow und den Free Cash-Flow. Während der Operating Cash-Flow den Überschuss an Zahlungsmitteln aus der direkten betrieblichen Tätigkeit darstellt, zeigt der Free Cash-Flow die wirklich freien Mittel an, die Ihnen für zukünftige strategische Maßnahmen, wie zum Beispiel Investitionen in neue Maschinen zur Verfügung stehen. Der Operating Cash-Flow wird auf Deutsch auch als betrieblicher Cash-Flow, oder Cash-Flow aus Geschäftstätigkeit bezeichnet. Er zeigt die Finanzierungskraft aus der normalen Wertschöpfung Ihres Unternehmens an. Zur Berechnung des Operating Cash-Flows korrigieren Sie den handelsrechtlichen Gewinn nach Steuern aus der Gewinn- und Verlustrechnung um sogenannte nicht zahlungswirksame Vorgänge, die einen Bezug zur Geschäftstätigkeit haben. Die genaue Berechnung können Sie im dargestellten Schema sehen. Dem Gewinn rechnen Sie erfolgte Abschreibungen wieder hinzu, beziehungsweise Zuschreibungen ab. Der zweite häufige zahlungsunwirksamer Effekt, der zu betrachten ist, sind die Rückstellungen. Sie müssen den Gewinn zur Cash-Flow-Ermittlung um Zuführungen zu Rückstellungen, beziehungsweise Auflösung von Rückstellungen korrigieren. Der Free Cash-Flow zeigt auf Grundlage des Operating Cash-Flows an, wie viele freie Mittel Ihrem Unternehmen wirklich für beliebige Maßnahmen zur weiteren Unternehmensentwicklung zur Verfügung stehen. Der Überschuss aus dem ermittelten Operating Cash-Flow steht Ihrem Unternehmen in der Regel nicht frei zur Verfügung. Aus diesem müssen noch notwendige Investitionen ins Anlage- oder Umlaufvermögen finanziert werden. Wie können solche Investitionen aussehen? Beispielsweise kann der Fall eintreten, dass benötigte Maschinen oder Werkzeuge veraltet sind und ersetzt werden müssen, oder dass für die Bearbeitung eines Kundenauftrags der Lagerbestand eines Rohstoffs aufgestockt werden muss. Deshalb müssen Sie zur Ermittlung der freien liquiden Mittel den Operating Cash-Flow um notwendige Investitionen und Deinvestitionen korrigieren. Das heißt, Sie ziehen notwendige Investitionen ab, beziehungsweise rechnen Erfolg der Deinvestitionen, also Verkäufe aus dem Vermögen hinzu. Den Operating und Free Cash-Flow sollten Sie für Ihr Unternehmen regelmäßig, mindestens einmal jährlich, besser noch mehrmals im Jahr ermitteln. Beide Werte sollten positiv sein. In der zeitlichen Entwicklung sollten die Werte keine zu starken Veränderungen aufweisen und lieber stabil sein. Bei einem starken Anstieg muss überprüft werden, ob dies vielleicht aufgrund von verschobenen Investitionen entstanden ist. Notwendige Investitionen sollten nicht zu lange rausgezögert werden, um die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens nicht zu gefährden. Bei einem starken Abfall sollten Sie ebenfalls nach den Ursachen suchen. Eine niedrige Liquidität bedroht direkt Ihre Unternehmensexistenz.

Inhalt