Aus dem Kurs: Composing mit Photoshop: Schneeschaufel

Eigenes Konzept ausarbeiten

Mit einer Werbeagentur zusammenzuarbeiten bedeutet natürlich, über Kommunikation mit ihr in Verbindung zu treten, darum geht es ja. Es geht darum, wie rede ich denn mit einer Agentur? Wie gehe ich denn mit der Agentur um? Und da gibt es so ein kleines, ich nenne es jetzt einfach mal ein Geheimnis, und ich finde es eigentlich etwas worüber man definitiv mal reden sollte. Die Frage ist, wie und wann rede ich denn mit denen. Vor allem, wann zeige ich Ihnen denn wieder mal ein neues Ergebnis? Ich habe den Auftrag bekommen, ich habe jetzt hier das Briefing bekommen in Form von Text und in Form eines Scribbles und jetzt sollte ich irgendwann mal etwas zeigen, was ich den daraus gemacht habe. Wenn ich ihnen das Endergebnis zeige, dann sagen die eventuell, ja, das gefällt uns ganz gut, aber leider ist es am Thema vorbei. Du hast was nämlich was wichtiges vergessen, lieber Künstler. Und das möchte man nicht erleben. Dann sind eventuell drei, vier Tage umsonst gearbeitet und man hat größere Schwierigkeiten dieses Motiv zu reparieren, als ganz von Vorne anzufangen. Das sollte man nicht. Auf der anderen Seite kann man natürlich sagen, immer dann, wenn ich drei oder vier Pixelchen geändert habe, dann schicke ich einen Update und lass mir das absegnen. Dann ist man immer auf der sicheren Seite, weil man genau weiß, die Agentur hat es ja gesehen und die finden es ja gut. Aber ganz bestimmt ist weder der eine noch der andere Weg zielführend, sondern Irgendwo dazwischen wird es stattfinden. Mein Vorgehen ist so, immer dann, wenn ich eine ganz klar definitiv neue Qualität erreicht habe, also, wenn ich sagen kann, ich habe den Entwurf entweder überarbeitet, oder ich habe den Hintergrund soweit fertig, oder ich habe jetzt 7 Handschuhe ausprobiert, welche gefällt euch denn am besten? Immer dann würde ich mit Agentur in Kontakt tretten. In diesem Fall ist es so, dass ich all diese Dinge, die hier stehen, die in der Mail inkludiert waren, die habe ich einfach umgesetzt, habe mal mein Ding draus gebastelt, das was ich mir vorstellen könnte, was man draus machen kann. Und das sah dann so aus. So, jeder kann sofort sehen, es ist also trotzdem immer noch keine wirklich hohe Auflösung. Es sind noch sehr viele Ungenauigkeiten drin. Man kann nur so ungefähr sich vorstellen, dass das hier Schneeflocken sein sollen, dieses Schneegestöber, das ist klar. Aber, genau das sollte es ja auch sein. Ich möchte es ja tatsächlich bisher mal nur andeuten. Und, interessant wird es wahrscheinlich dann, wenn wir die beiden Sachen mal vergleichen. Also gehen wir hier mal zu Fenster anordnen, Und zeigen mal beide nebeneinander, dann sieht das so aus. Da sollten wir vielleicht nochmal ein bisschen die Sache kleiner machen, und jetzt mal nur die Bilder zeigen. Auch wenn sie jetzt von der Reihenfolge nicht ganz hinkommen, weil das auf der rechten Seite ist ja das, womit wir zuerst konfrontiert waren, und das ist das, was ich daraus gemacht habe. So kann man sie, glaube ich doch, ganz gut erstmal vergleichen. So, was haben wir jetzt alles gemacht? Wir haben erstens mal dafür gesorgt, dass die Strasse keine Kurve mehr hat. Zweites mal, sieht man deutlich, dass ich dem Ganzen einen Himmel gegeben habe, weil ich Himmel für sowas unglaublich wichtig finde. Himmel sind dazu da, eine Stimmung zu transportieren. Das können die fast so gut wie Gesichtsausdrücke. Früher, als wir alle noch auf Bäumen und in Höhlen gelebt haben war der Himmel wahnsinnig wichtig, weil wir natürlich dem Himmel entnehmen konnten, wird es bald regnen oder schneien oder Hagel oder ein Gewitter geben. Heutzutage wohnen wir alle in Häusern. Es ist nicht mehr ganz so wichtig. Aber, ich glaube diese Urwichtigkeit, die in einem Himmel steckt, die kann man immer noch daran ablesen, dass wir wahrscheinlich alle mindestens eine Wetter-App auf dem Telefon haben, oder? Wetterbericht ist wichtig in der Zeitung, in den Nachrichten, obwohl das Wetter nicht die allergrößte Rolle mehr für uns spielt. Also Wetter, Himmel, sehr sehr wichtige Geschichte. Deswegen wollte ich unbedingt einen Himmel in meinem Entwurf haben. Zweites mal, ich habe den Potsdamer Platz als Skyline gewählt. Eine Skyline haben wir auch nicht, und über eine Skyline kann man natürlich recht schnell definieren, in welcher Stadt man sich befindet. Das ist hier nicht möglich, da müsste man hier schon sehr sehr großes Insiderwissen haben, um genau zu sagen, ja, genau diese Markisen mit diesem Laden hier, das muss doch irgendwo da und da sein. Darauf möchte ich mich nicht einlassen, sondern ich möchte, dass man sofort erkennt, nicht vergessen, Plakatwerbung, sofort erkennt, aha, es ist also eine Skyline da und dort. Auch wenn ich später natürlich dieses Bild hier aus verschiedenen Einzelbildern zusammensetzen möchte. Das dritte, was man sehen kann, ich habe die Farbigkeit schon mal grob eingetütet. Wir haben dieses warme Orange, was natürlich die Hauptfarbe dieses Unternehmens ist. Und dem habe ich einfach dieses stürmische blau gegenübergestellt, sodass wir ein Komplementärkontrast bekommen. Kann man hier auch noch nicht sehen. Aber auch das ist etwas, was ich geändert habe. Und die letzte Kleinigkeit: ich habe die Kurve aus der Strasse rausgenommen und habe eine Strasse genommen mit kürzere Brennweite. Hier sogar noch angeflickt, aber spielt jetzt mal keine Rolle. Mit kürzere Brennweite, die eine direktere, eine straightere, sozusagen, Umsetzung dieser Bewegung des Arms vermuten lässt, so. Und damit mein Gegenüber nicht irgendwann raten muss, was sich alles geändert hat, schreibe ich sowas in die E-Mail rein. Das heisst, wenn ich kommuniziere, sage ich nicht nur, hier habt ihr mein Entwurf, mögt ihr den oder mögt ihr ihn nicht? Sondern ich gebe hier ganz genaue Anweisung, was ich geändert habe, was ich ganz gerne so beibehalten möchte. Es ist auch immer gut Fragen zu stellen. Vor allem solche Fragen, wie: wollt ihr das so, oder wollt ihr es lieber anders? Oder habt ihr eine eigene Meinung dazu, oder eine dritte oder vierte Meinung? Und, damit niemand einfach nur überlegen muss, was hat er denn jetzt alles gemacht? Wird das alles hier dokumentiert und in der E-Mail unter erstens, zweitens, drittens, viertens, fünftens, reingeschrieben. Dann weiß nämlich jeder auf der anderen Seite, also mein Ansprechpartner in der Agentur, das hat er alles gemacht, und kann dann sicherlich sehr viel leichter sagen, ja, das gefällt mir, oder das gefällt mir nicht. Ganz konkret, was hier, dass ich gesagt habe: die Hintergrundbilder werden aus Bildern des Potsdamer Platzes zusammengebaut, damit wir eben nicht diese ganz klar zu benennende Perspektive haben, dass jeder sehen kann, genau von dort wurde es fotografiert. Deswegen wird es aus verschiedenen Bildern zusammengebaut. Beim Handschuh ist ganz bestimmt viel Potenzial drin es erstmal zu testen. Ich habe nur hier schon mal deutlich gemacht, dass ich dieses Rot unbedingt behalten möchte. Bei der Perspektive, glaube ich, ja, geht es hauptsächlich um die Strasse. Also die Perspektivfrage und die Frage nach der Kurve, das sind eigentlich fast, es ist fast eine Frage, und die wichtigste für mich, auch wenn man die Farbwelt sicherlich noch in weiten Teilen ändern kann, ist: können wir ungefähr in dieser Farbigkeit weiter machen? Können wir wirklich hier mit diesen Blau gehen, damit wir hier ein wirklich, eine emotionale Farbe haben. Wenn wir das alles in grau machen, ist es winterliches grau. Wenn wir das aber blau machen, dann sieht es für mich sehr viel mehr nach einem Filmplakat aus. Also, viel mehr nach einem Hingucker, vielmehr nach etwas, was ich emotional erfahren kann und mir nicht übern Kopf zusammen denken muss. Die Antwort der Agentur kam relativ schnell. Ich habe das Go bekommen, genau so wie ich es jetzt hier habe. Natürlich weiss die Agentur, dass ich den später nicht den gleichen Handschuh präsentieren werde, den sie hier haben. Sondern, dass ich mir da selber Gedanken machen werde. Natürlich wissen die das. Dieses Orange, diese orange Fläche, die ich jetzt hier gemalt habe, mehr oder weniger, dass die später eine vollkommen klar zu erkennende Schippe sein wird. Und natürlich wissen sie auch, dass die Freistellung perfekt sein wird, so perfekt sie halt sein kann. Und, ja, dafür habe ich das Go bekommen und damit konnte ich erstmal weitermachen.

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