Aus dem Kurs: Audio-Mixing – Grundlagen

Den Kompressor einrichten

In diesem Video sehen wir uns an, wie man einen Kompressor einstellt. Ich zeige Ihnen, wie der Kompressor im Takt der Musik atmet wie sie Ihn als Limiter verwenden und wie Sie herausfinden, welches der richtige Grad an Kompression für den Track ist. Die passenden Attack und Release Zeiten entscheiden über die korrekte Funktion des Kompressors. Der Sound wird knackiger oder fetter oder bekommt einen längeren Nachklang. Am Besten nutzen Sie zur Einstellung die Snare Drum als Referenz, und verwenden dann ungefähr die selben Attack und Release Einstellungen für die anderen Instrumente. Der Grundgedanke ist, dass der Kompressor im Takt mit dem Track atmet. Zunächst gehen wir also zu unserem oberen Snare Mikro und schleifen einen Kompressor in die Spur ein. In diesem Fall setzen wir den Kompressor vor den Equalizer. Würden wir ihn hinter den Equalizer setzen, würde das den Sound verändern. Wenn Sie ihn hinter den EQ schalten, wird alles, was Sie im EQ betonen, noch mal zusätzlich betont. Wenn Sie zum Beispiel 3 kHz angehoben haben, dann wird diese Frequenz komprimiert und damit vom Kompressor noch mal zusätzlich betont. Also klingt es meist besser, wenn Sie den Kompressor vor einem eventuellen Equalizer einschleifen. Das heißt aber nicht, dass Sie es immer so machen müssen, aber meist ist es doch so am besten. Hören wir uns die Spur zuerst solo und ganz ohne Kompression an. Hier ist die Snare Drum. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Jetzt wollen wir den Kompressor so einstellen, dass er mit dem Track atmet. Zuerst drehen wir die Attack Zeit ganz hoch. Dann drehen wir die Release Zeit ganz runter. Also möglichst kurz. Hören wir uns das jetzt noch mal so an. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Drehen wir den Threshold weiter runter. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ So, dass wir etwas Kompression bekommen. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ OK, jetzt haben wir es. Jetzt haben wir eine Kompression von ungefähr 6 dB. Ich nehme die Attack Zeit nun etwas zurück. Mache sie also kürzer. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Hören Sie, wie der Klang sich verändert? ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Wir schneiden die Attack Phase der Snare Drum ab. Also den ersten Teil des Snare Sounds. Wie Sie sehen, steig damit auch die Kompression stark an. Das war nicht unser Ziel. Der Klang wird dabei unnatürlich. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Also drehe ich den Regler wieder zurück, so dass wir gerade so hören, wie sich der Klang zu ändern beginnt. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ In dem Bereich ist es ganz gut. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Jetzt drehe ich diesen Wert langsam nach oben. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ An der Gain Reduction Anzeige können Sie das Ausmaß der Kompression ablesen. Sie können sehen, wie sie mit dem Track atmet. Drehen wir die Release Zeit noch etwas weiter hoch. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Hiermit verlängern wir den Nachklang. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Jetzt klingt es, als würde der Nachklang bis zum nächsten Snare-Anschlag reichen. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Schalten wir mal kurz den Bypass ein. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Man hört den Unterschied sehr gut. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Hier einmal ohne Kompression. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Und hier jetzt mit. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ So klingt es viel knackiger. Nehmen wir unser Attack noch etwas zurück. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Hören wir mal, wie das im Track klingt. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ OK. Ich spiele noch mal ab und schalte den Kompressor mittels Bypass aus. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Achten Sie auf die Anzeige hier und auf die Pegel der einzelnen Anschläge. Ich spiele es noch mal ab. Beachten Sie, wie der Pegel manchmal bis -10 und manchmal bis -6 ausschlägt. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Sehen Sie: manche Anschläge liegen bei -10, andere liegen etwas darüber. Diese Schlagzeuger ist sogar ziemlich gut, weil er alles gleichmäßig spielt. Aber wir probieren es hier hinzubekommen, dass jeder Snare Anschlag gleich ist. Spielen wir die Sequenz noch mal mit Kompressor ab. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Davon hängt es auch ab, wie viel Kompression wir verwenden. Wir komprimieren stark genug, um in diesen Fall den Snare Anschlag fast gleich hinzubekommen. Also ohne große Schwankungen. Hören Sie, wie knackig der Sound mit eingeschaltetem Kompressor wird? ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Noch einmal mit Bypass. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Und wieder mit Kompressor. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Das selbe machen wir auch mit der Kick Drum und mit dem Bass. Wahrscheinlich auch mit den Gitarren und ebenso mit den Vocals. Wir komprimieren jedes Instrument, das irgendwelche Dynamikschwankungen hat denn unser Ziel ist es hier, die Dynamik zu kontrollieren. Natürlich kann und will man die Dynamik auch nicht ganz auslöschen. Aber die Schwankungen sollten eben auch nicht zu groß sein. 3 dB in beide Richtungen ist vielleicht ein guter Wert. Alles was darüber liegt, ist wahrscheinlich schon zu viel. Probieren wir einen Kompressor auf den Lead Gesang anzuwenden. Zuerst einmal müssen wir ihn hier einschleifen. Das ist wieder der ganz normale, native ProTools Kompressor. Denken Sie daran, dass die meisten Parameter ziemlich ähnlich sein werden. Falls sich doch größere Abweichungen ergeben, spielt das aber keine Rolle. Uns geht es hier um den Sound. Der Kompressor soll mit dem Track atmen. Das ist das Allerwichtigste. Hören wir uns den Gesang erst mal ohne Kompressor an. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Das ist schon ziemlich gut, weil bereits bei der Aufnahme ein Kompressor eingesetzt wurde. Wir können aber immer noch etwas daran schrauben. In diesem Fall wollen wir erreichen, dass jedes Wort verständlich ist. Es soll also keine Textpassage untergehen. Alle Worte sollten gleichberechtigt sein. Manche werden sowieso trotzdem untergehen und da werden wir nicht um Automation herumkommen. Da müssen Sie dann wirklich den Fader etwas anstupsen, damit das zu hören ist. Aber das Meiste können wir hier schon mit dem Kompressor bewerkstelligen. Richten wir ihn also ein. Erst mal den Bypass ausschalten. Zuerst stellen wir Attack und Release ungefähr so ein, wie wir es auch bei der Snare getan hatten. Ein bisschen kann sich das noch verändern aber das ist ein guter Ausgangspunkt. Ich nehme also 188 ms für Attack uns 12,3 ms für Release. Jetzt geben wir den Threshold ein. Das ist der Schwellenwert des Signalpegels ab dem der Kompressor seine Arbeit aufnimmt. Nehmen wir ihn etwas zurück, damit wir den Effekt hören können. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ OK. Jetzt hören wir den Kompressor. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Die Attack und Release Einstellungen müssen wir verändern weil wir hier eine unerwünschte Änderung im Klang der Vocals hören können. Der Gesang sollte weiterhin so rein wie möglich klingen. Nehmen wir also zuerst die Attack Zeit etwas zurück. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Jetzt verringern wir noch die Gain Reduktion. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Wir verringern den Gain auf den Pegelspitzen. Deshalb nennt sich das hier Gain Reduktion. Aber es ist das Selbe wie der Kompressionsgrad. Jetzt klingt es so. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ OK. Hören wir uns das im Track an. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ OK. Jetzt schalten wir das mal aus. Also Bypass. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Nun wieder mit Kompressor. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Sie hören den Unterschied in den Vocals mit und ohne Kompression. Mit Kompressor klingt es fast so, als wäre der Sänger im selben Raum wie Sie. Er rückt im Mix näher an Sie heran. Sie können jedes einzelne Wort hören. Das ist der Nebeneffekt davon. Der Gesang kann im Mix leise sein und trotzdem bleibt er sehr gut zu hören. Ohne Kompressor gehen einzelne Worte unter und sind nicht mehr zu hören. Wenn Sie die Energie der Band betonen möchten, sollte der Gesang vielleicht leiser abgemischt werden. Bei Popsongs steht der Gesang hingegen meist deutlich im Vordergrund. Im Vergleich zur restlichen Band ist er also sehr laut. Soll die Platte aber richtig druckvoll klingen, sollten wir den Gesang ungefähr auf einem Niveau mit der Band halten. Das geht aber auch nur mit komprimierten Vocals. Denn sonst klingt der Gesang zu schwach. Dasselbe werden wir auch mit allen anderen Instrumenten tun, die es nötig haben. Wir hören Sie uns an und beurteilen, ob es starke Dynamikschwankungen gibt. Falls ja, schleifen wir einen Kompressor ein. Den jeweiligen Kompressionsgrad richten wir so ein, dass die Dynamik relativ stabil bleibt und das alle Akkorde zu hören sind. Keiner sollte soweit untergehen, dass er nicht mehr richtig hörbar ist. So erhalten Sie den Eindruck, der Sänger befände sich im selben Raum wie Sie. Reden wir jetzt über Limiter. Momentan haben wir als Ratio 3:1 eingestellt. Sobald das Kompressionsverhältnis aber einen Wert von 10:1 überschreitet, wird aus dem Kompressor ein Limiter. Kompression dient zur Steuerung der Dynamik. Wir wollen damit einerseits Pegelspitzen entschärfen und andererseits sehr leise gespielte Noten verstärken, damit sie im Mix nicht untergehen. Beim Limiter geht es darum, eine Übersteuerung der nachfolgenden Stufe im Signalpfad zu vermeiden. Hier müssen am Eingang jetzt 11 dB anliegen, damit überhaupt 1 dB am Ausgang ankommt. Das bedeutet wiederum, dass wohl keine noch so hohe Pegelspitze spätere Probleme und Verzerrungen nach sich ziehen würde. Die Gründe zum Einsatz der beiden Geräte unterscheiden ich also grundlegend. Manchmal limitieren wir mit 11:1 oder 20:1 sogar noch höheren Werten um den Klang eines Instruments oder einer Gesangsstime zu verändern. Denn mit Werten von 4:1, 6:1 oder 8:1 steuern wir in der Regel nur die Dynamik. Und das können wir nicht wirklich hören. Aber bei allen Werten über 10:1 fängt der Kompressor an, dem Signal seinen klanglichen Stempel aufzudrücken. Manchmal wollen wir genau das haben, manchmal eher nicht. OK. Hören wir uns den Unterschied zwischen Kompressor und Limiter an. Wir gehen zurück auf eine Ratio Einstellung von 4:1 und hören rein. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Der Klang verändert sich etwas aber vergleichen Sie dazu die Einstellung 10:1. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Jetzt hören wir plötzlich mehr vom Klang des Kompressors als vom Klang der Stimme und es wird immer heftiger, je höher wir gehen. Nehmen wir 30:1, das ist schon ziemlich hoch. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ Hören wir uns das im Track an. ♪ (Track wird abgespielt) ♪ In diesem Fall hören wir den Kompressor richtig arbeiten. Er bringt jezt einige der Pegelspitzen zu weit nach unten. Die Stimme klingt dadurch unnatürlich. Deshalb nehmen wir meist lieber den Kompressor als den Limiter. Manchmal ist der Limiter aber auch die richtige Wahl, etwa beim Bass. Der Bass sollte nämlich einen möglichst stabilen Pegel haben. Er sollte nicht zu sehr schwanken, weil der Song sonst nicht mehr so druckvoll klingt. Es klingt viel solider, wenn der Bass immer gleich laut ist. Hier sollten wir dem Limiter also gegebenenfalls den Vorzug vor dem Kompressor geben. Meist ist der Kompressor aber die bessere Wahl. So richten Sie einen Kompressor ein. Sie sollten das Timing des Kompressors so wählen, dass er mit dem Track atmet. Dazu verwenden Sie die Regler für Attack und Release. Eine zu kurze Attackzeit lässt die Stimme oder das Instrument stumpf klingen. Eine zu kurze Releasezeit bewirkt dagegen einen pumpenden Sound. Ratiowerte oberhalb von 10:1 gelten schon als Limiter weil Sie den Ausgang damit eher limitieren als nur dessen Dynamik zu steuern. Je mehr Kompression Sie einsetzen, desto stärker werden Sie sie heraushören. Welchen Kompressionsgrad Sie verwenden, hängt vom Lied dem Arrangement, dem Musiker, dem Raum, dem Instrument, oder Sänger und dem von Ihnen gewünschten Sound ab.

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