Aus dem Kurs: Allyship-Grundlagen: Solidarität und Wertschätzung im Unternehmen fördern

Ursprünge von Privilegien verstehen

Privilegien formen unsere Lebensrealität und daher auch unsere Arbeitsumfelder entscheidend. Leider zum Negativen für alle, die entscheidende Privilegien nicht haben. Manche Menschen starten qua Geburt hier, andere Menschen vielleicht hier, und haben auf ihrem Weg noch zahlreiche Hürden zu überwinden. Privilegien sind unverdiente und kontextabhängige Vorteile, die Menschen einer dominanten Gruppe qua Geburt zuteilwerden. Je nachdem, wie nah ich als Mensch an der Normvorstellung geboren wurde – weiß, männlich, heterosexuell, cisgender, ohne Behinderung –, werden für mich Wege ohne große Hürden eröffnet. Je weiter weg ich davon geboren wurde, z.B. als Person of Color, lesbisch, mit Behinderungen, desto mehr werde ich als anders markiert, mit großen Hürden, die meiner Entfaltung im Weg stehen. Wegen sozialer Zuschreibungen zu Gruppen, z.B. zu einem Gender, zu Race, zu einer sozialen Schicht, erfahren wir Unterdrückung oder haben unverdiente Vorteile. Als Ally ist es daher besonders wichtig, die eigenen Privilegien zu erforschen. Und das ist nicht leicht, denn Privilegien sind für Privilegierte unsichtbar. Die feministische US-amerikanische Forscherin Peggy McIntosh spricht z.B. von einem unsichtbaren Rucksack, den weiße Menschen nicht tragen müssen, weil sie weiße Privilegien genießen. Sie sagt: "Mir wurde beigebracht, Rassismus nur in einzelnen Handlungen der Gemeinheit zu sehen, nicht in unsichtbaren Systemen, die meiner Gruppe Dominanz verleihen." Was ist das also für ein unsichtbarer Rucksack? Tragen Sie vielleicht auch einen oder mehrere? Manche Privilegien können sich im Laufe des Lebens ändern. Ich kann z.B. eine Behinderung erwerben. Jede Person altert und kann dadurch Nachteile erfahren. Der Rucksack wird schwerer oder ich gewinne Privilegien hinzu. Ich erlange mehr Status durch eine Führungsposition. Sie arbeiten sich hoch und der Rucksack wird infolge leichter, was leider die Illusion am Leben erhält, dass soziale Mobilität für alle ausschließlich eine Frage harter Arbeit sei. Die allermeisten Privilegien sind jedoch konstant, systemische Hürden hoch und eben nur in Einzelfällen überwindbar. Denn Privilegien sind stark strukturell verankert. 4.000 Jahre Patriarchat; 400, 500 Jahre weiße Vorherrschaft; die Verbreitung des Kapitalismus vor knapp 200 Jahren. Privilegien existieren, weil unsere Gesellschaft in Hierarchien funktioniert, die einige soziale Gruppen über anderen platzieren. In dieser sozialen Hierarchie stehen eben Männer über allen anderen Geschlechtern, Cis über Transmenschen, weiße Menschen über Menschen of Color, Indigenen und schwarzen Menschen. Jetzt geht es darum, dass Sie Ihre eigenen Privilegien erforschen und damit werden wir im nächsten Video beginnen.

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