Fahrrad fahren ist gesund, schont das Klima und den Geldbeutel, so dass statistisch erwiesen die Kasse im Einzelhandel öfter klingeln kann.
So viele Vorteile, wie das Rad für unsere Gesellschaft hat, so viele Hemmnisse werden politisch gewollt oder zumindest billigend in Kauf nehmend buchstäblich vor die Räder gelegt.
Jeden Tag sterben acht Menschen im Straßenverkehr, 1.000 werden zum Teil schwerstverletzt. Dieses alltägliche Sterben verdrängen wir (so meine Vermutung), um
1. nicht dran denken zu müssen, wenn wir ins Auto steigen, WIE hoch unsere Verantwortung als stärkste Person auf der Straße ist und
2. weil die Toten anonym bleiben und wir uns daher an das Sterben wie an eine Begleitmusik im Film der deutschen Mobilität gewöhnt haben.
Auch ich schaffe es manchmal nur mit Verdrängung, diese für mich enorm hohe mentale und emotionale Belastung in meinem Leben zu haben. Denn immer wieder kontaktieren mich verzweifelte Angehörige von Kindern (alle 20 Minuten verunglückt ein Kind in Deutschland) und Erwachsenen, die starben, ob sich nicht für andere nach ihnen die Gefahr mindern lässt.
Dabei sind wir sogar trotz mangelnder Radinfrastruktur sicher aufgestellt, wenn
- Abstandsregeln eingehalten werden (1,50 Meter innerorts - 2 Meter außerorts)
- Autofahrende den Unterschied zwischen benutzungspflichtigen und "freien" Radwegen
- und den "holländischen Griff" kennen, der beim Ausstieg aus dem Auto die rechte statt die linke Hand nutzen und somit über die Schulter schauen lässt, ob da ein:e Radfahrer:in vorbeifährt.
Das sind nur drei von vielen gesetzlich fixierten oder in anderen Ländern ausgeübten Verhaltensweisen, die viele Kollisionen vermeiden ließen.
Anfang des Jahres starb der Radaktivist #Natenom genau dort, wo er Polizei und Behörden immer wieder auf das Gefährdungspotential hingewiesen hatte: Auf einer Landstraße nahe Pforzheim. Und ich sehe schon Ihre Augenbrauen noch oben wandern: Auf einer Landstraße?!
Ja! Das ist nicht nur erlaubt, sondern für Menschen im ländlichen Raum auch sehr oft die einzige gebotene Möglichkeit, mit dem Rad mobil zu sein.
Andreas Mandalka wollte wie alle, die täglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, eigentlich etwas ganz Simples:
Sicher unterwegs sein.
Das Bedrückende:
Er hatte seinen Tod vorausgesehen und seine Familie und Freund:innen, mit denen ich im Austausch stehe, gebeten, diesen zu thematisieren. Das habe ich heute getan, mit Stimmen aus der Radcommunity, mit einem Herrn, der eine Kollision wie der von Andreas überlebte, und mit Ansgar Hegerfeld vom ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V..
Denn das Bitterste an diesem Verlust ist: Er hat bisher nichts verändert.
Link zur Folge im ersten Kommentar.