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Umstrittenes Unterrichtsbuch Innenministerium hebt Vertriebsverbot wieder auf

Ein Arbeitgeberverband lässt ein Unterrichtsbuch stoppen - weil es ihm zu wirtschaftskritisch erscheint. Nun hat das Innenministerium das Lieferverbot wieder aufgehoben. Dem Buch soll aber künftig ein Warnhinweis beiliegen.
Noch "vergriffen": das Unterrichtsbuch "Ökonomie und Gesellschaft"

Noch "vergriffen": das Unterrichtsbuch "Ökonomie und Gesellschaft"

Foto: bpb

Ein Band mit Unterrichtshilfen für Lehrer hatte bei Wirtschaftsvertretern jüngst für Empörung gesorgt - wegen angeblich "einseitiger Propaganda" gegen das Unternehmertum: Auf Druck des Bundesverbands Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ein Wirtschaftsbuch aus dem Programm nehmen müssen. Das hatte das Innenministerium angeordnet, dem die Bundeszentrale untersteht.

Der Vorgang wurde Anfang der Woche publik - und sorgte wiederum für Aufregung. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Elke Hannack (DBG) spricht von einem "historisch einmaligen Vorgang": "Es ist erschreckend, wie Arbeitgeberverbände mit ihrer Lobbymacht versuchen, aus ihrer Sicht unbequemes Denken aus Schulbüchern und Lehrmaterialien zu verbannen", sagte sie. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie kritisierte den Vertriebsstopp und bezeichnete das Vorgehen des Innenministeriums als inakzeptabel.

Nun die Kehrtwende: Das Bundesinnenministerium hob den vorläufigen Vertriebsstopp in dieser Woche wieder auf, nachdem Mitte Oktober der Wissenschaftliche Beirat der Bundeszentrale für politische Bildung die Kritik des Arbeitgeberverbands mehrheitlich zurückgewiesen hatte. Das bestätigte ein Sprecher von Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Das Buch darf wieder verkauft werden.

Es soll aber künftig mit einem Hinweisblatt versehen werden. Darauf soll vermerkt werden, dass die in dem Band enthaltenen Kapitel nicht das ganze Spektrum der Ansichten zu ökonomischen Fragen widerspiegeln. Bis Donnerstagmittag war das Buch im Online-Shop der Bundeszentrale  jedoch zunächst noch als "vergriffen" deklariert.

bkr